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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Körperliche Alltagsaktivität, Essstörungssymptome und Entscheidungsverhalten vor und nach Adipositaschirurgie

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess037

doi: 10.3205/16dgess037, urn:nbn:de:0183-16dgess0374

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 Müller et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In der Literatur wurde über einen positiven Zusammenhang zwischen körperlicher Alltagsaktivität (KA) und Exekutivfunktionen, einschließlich Entscheidungsverhalten, berichtet. Joseph et al. [1] postulierten ein Modell, wonach eine höhere KA mit einem gesünderen Essverhalten korreliert, wobei dieser Zusammenhang durch verbesserte Exekutivfunktionen vermittelt wird. Das Modell wurde bei Patienten mit extremer Adipositas, die eine Adipositaschirurgie anstrebten, sowie in einer postoperativen Gruppe mit mindestens 40% Übergewichtsverlust (EWL) überprüft.

Methoden: In dieser vergleichenden Querschnittsstudie wurden 71 präbariatrische Patienten (55% Frauen, BMI: 46,9+6,0 kg/m2) und 73 Patienten nach Adipositaschirurgie (57% Frauen, BMI: 32,0+4,1 kg/m2, EWL 69,9+14,4%) untersucht. Die KA wurde mittels SenseWear Pro2 Armbänder gemessen, welche 1 Woche getragen wurden. Das Entscheidungsverhalten wurde am ersten Tag der KA-Messung mit einer computer-gestützten Version des Iowa Gambling Task (IGT) erhoben. Anhand des Eating Disorder Examination-Questionnaire (EDE-Q) wurden Essstörungssymptome erfasst.

Ergebnisse: Erwartungskonform zeigten sich in der präoperativen Gruppe signifikant mehr Essstörungssymptome als in der postoperativen Gruppe. Hingegen wurden keine signifikanten Gruppenunterschiede hinsichtlich KA oder IGT Performanz gefunden. Außerdem ergab sich weder in der prä- noch in der postoperativen Gruppe ein signifikanter Zusammenhang zwischen KA und Essstörungssymptomen.

Schlussfolgerung: Patienten mit extremem Übergewichtsverlust nach Adipositaschirurgie scheinen im Alltag nicht körperlich aktiver zu sein als eine vergleichbare Gruppe vor Adipositaschirurgie. Die Resultate deuten auf einen fehlenden - durch das Entscheidungsverhalten mediierten - Zusammenhang zwischen KA und Essstörungssymptomen bei Patienten vor und nach Adipositaschirurgie hin. Limitierungen der Studie, klinische Implikationen und Überlegungen für weiterführende Studien werden diskutiert.


Literatur

1.
Joseph RJ, Alonso-Alonso M, Bond DS, Pascual-Leone A, Blackburn GL. The neurocognitive connection between physical activity and eating behaviour. Obes Rev. 2011 Oct;12(10):800-12. DOI: 10.1111/j.1467-789X.2011.00893.x Externer Link