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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Körperbezogenes Vermeidungsverhalten bei Adipositas

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Tanja Legenbauer - LWL Universitätsklinik Hamm für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Ruhr Universität Bochum, Hamm, Deutschland
  • author Astrid Müller - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • author Martina de Zwaan - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • author Stephan Herpertz - klinik für Psychomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum der Ruhr Universität Bochum, Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess032

doi: 10.3205/16dgess032, urn:nbn:de:0183-16dgess0323

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 Legenbauer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Körperbezogenes Vermeidungsverhalten (KV) zählt als behaviorale Komponente zu Störungen des Körperbildes (Body Image Disturbances, BID). Es gilt als aufrechterhaltend für BID und wurde vor allem im Zusammenhang mit klassischen Essstörungen untersucht. In den letzten Jahren mehren sich Hinweise darauf, dass auch bei der Binge Eating Störung (BES) und bei adipösen Menschen v.a. kognitiv-affektive BID auftreten. Nur wenige Studien untersuchten KV bei adiösen Menschen. Dies scheint aber relevant, da körperliche Unzufriedenheit (KU) und daraus resultierendes KV mit gestörtem Essverhalten und essens- sowie figurbezogenen Sorgen in Zusammenhang steht. Es existieren erste Hinweise, dass KV mit dem Erfolg einer Gewichtsabnahme in konservativen Maßnahmen interagiert. Ziel der vorliegenden Analysen ist es daher, den Zusammenhang zwischen KV und erfolgreicher Gewichtsabnahme in Abhängigkeit der Interventionsmaßnahme zu untersuchen.

Methoden: Im Rahmen der 9 Jahreskatamnese der Essen-Bochum Obesity Treatment Study (EBOTS) beantworteten 291 adipöse Probanden (n=77 bariatrische Gruppe, CHIR; n=130 konservative Gewichtsreduktion, KONSER; n=74 adipöse Kontrollgruppe; KG) Fragen zu KV, KU, Selbstwert, Essstörungssymptomatik, Depressivität/Ängstlichkeit und Ausmaß körperlicher Aktivität.

Ergebnisse: Das Ausmaß an KV war in beiden Behandlungsgruppen stärker als in der KG; es zeigte sich ein geringer, aber sign. Zusammenhang zum Ausmaß prozentualer Gewichtsabnahme (r=-.17) und dem aktuellen Gewicht (r=.19). Die KU war bei KONSER am größten verglichen mit CHIR und KG. Neben einigen anderen Essstörungssymptomen korrelierten v.a. KV und enthemmtes Essverhalten (r=.42) und KU (r=.35). Während körperliche Aktivität nicht mit KV assoziiert war, korrelierte das Ausmaß von KU negativ mit dem Grad körperlicher Aktivität (r=-.36). Zudem fanden sich sign. Zusammenhänge zwischen KV und Selbstwert, Ausmaß an Ängstlichkeit und Depressivität.

Schlussfolgerung: In der vorliegenden Arbeit konnte der Zusammenhang zwischen Gewichtsabnahme und der behavioralen Komponente der BID für adipöse Patienten in Gewichtsreduktionsprogrammen bestätigt werden. KV hängt vor allem mit essstörungsrelevanten sowie internalisierenden Symptomen zusammen. KV und KU sollten in Gewichtsreduktionsprogrammen bearbeitet und Patienten hinsichtlich des Auftretens von Essstörungssymptomen überprüft werden, körperliche Aktivität könnte v.a. auf die KU positiv einwirken und damit indirekt KV reduzieren.