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Im Auge des Betrachters? – Zwei Experimentalerhebungen zur transdiagnostischen Erfassung und Induzierbarkeit eines aussehensbezogenen Interpretationsbias bei körperdysmorpher Symptomatik
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Veröffentlicht: | 18. Februar 2016 |
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Hintergrund: Kognitiv-behaviorale Modelle der körperdysmorphen Störung (KDS) betonen die Wichtigkeit negativer Interpretationsbiases bzgl. ambiguer, aussehensbezogener Situationen in der Störungsgenese und –aufrechterhaltung (z.B. Buhlmann & Wilhelm, 2004). Es ist jedoch unklar, inwiefern diese Interpretationsmuster (a) transdiagnostisch spezifisch sind beim Vergleich verschiedener Situationstypen und Störungsgruppen, (b) explizit und implizit messbar, und (c) als ätiologisch kausaler Faktor identifizierbar sind, dessen Veränderung sich auf emotionale und behaviorale Variablen, zB. In Stresssituationen, auswirkt.
Methoden: Zur Prüfung dieser Fragen wurde in zwei Studien eine modifizierte Version des Wort-Satz-Assoziationsparadigmas (Hindash & Amir, 2012) eingesetzt, welches die Berechnung expliziter und impliziter Indexes interpretativer Muster ermöglicht. In Studie 1 wurde die Spezifität des Interpretationsbias online über drei Situationstypen (generell ambigue, sozial, aussehensbezogen) sowie drei subklinische Analoggruppen (Hochscorer auf Maßen für KDS, SAD, GAS) und Gesunde hinweg gemessen. Die Kausalität des Bias wurde in Studie 2 über eine einzelsitzungsbasierte Induktion (IMP) eines negativen vs. positiven Interpretationsstils gegenüber einer aktiven Kontrollbedingung bei gesunden Studierenden geprüft. Vor und nach dem IMP wurden Interpretationsmuster und Reaktionszeiten sowie State-Maße (z.B. Emotionen, Körperbild, Selbstwert) und die Vulnerabilität in einer Stressaufgabe, dem Cyberball-Paradigma (Williams, Cheung, & Choi, 2000), erfasst.
Ergebnisse: Der Abschluss beider Studien (jeweils Ziel-N: 40/Gruppe) ist für Ende November 2015 geplant. Wir berichten für Studie 1 vergleichend gruppen- und situationstypspezifische Outcomemaße der Interpretationsmuster (Antwortraten/Reaktionszeiten für Annahme/Ablehnung positiver/negativer Interpretationen). Für Studie 2 sollen Post-Trainingseffekte auf Interpretationsmuster, State-Maße und Variablen des Cyberball-Paradigmas zwischen Trainings- und Kontrollgruppe verglichen werden.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studien haben Implikationen für die Validierung kognitiver Modelle der KDS und Körperunzufriedenheit. Der mögliche Beleg einer Induzierbarkeit von Interpretationstendenzen bildet einen Ausgangspunkt für die Entwicklung von Modifikationsprogrammen für dysfunktionale Interpretationsmuster, welche i.S. einer Symptomlinderung präventiv in Hochrisikogruppen und zur Therapieaugmentation bzw. Wartezeitverkürzung in Patientengruppen eingesetzt werden können.