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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Die Behandlung lebensbedrohlicher Magersucht mit BMI unter 12 kg/m2 in einer Spezialklinik: Therapieergebnisse, somatische und psychiatrische Komplikationen

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess002

doi: 10.3205/16dgess002, urn:nbn:de:0183-16dgess0021

Veröffentlicht: 18. Februar 2016

© 2016 Voderholzer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Behandlung von Patientinnen mit extremem Untergewicht aufgrund Magersucht stellt das Versorgungssystem vor große Herausforderungen. Bei Behandlungen auf internistischen Abteilungen oder Intensivstationen kommen psychotherapeutische Behandlungsansätze meist zu kurz. Behandlungssettings, die ein psychotherapeutisches, psychiatrisches und internistisch-medizinisches Management gleichermaßen sicherstellen können, sind für diese Patientengruppe unverzichtbar.

Methoden: Wir präsentieren Behandlungsergebnisse von 231 Patientinnen mit Anorexia nervosa, deren Body-Mass-Index (BMI) zum Aufnahmezeitpunkt < 12 kg/m2 betrug.

Ergebnisse: Die Patienten waren im Mittel 26,1 ± 8,9 Jahre alt. Der Aufnahme-BMI betrug im Mittel 11,1 ± 0,9 kg/m2 entsprechend einem Aufnahmegewicht von 30,8 ± 3,7 kg. Bei Aufnahme lag komorbid eine deutliche depressive Symptomatik (BDI-2: 27,5 ± 12 Punkte) vor. Nur bei 16% der Patientinnen handelte es sich um die erste stationäre Behandlung. Während der Behandlung nahmen die Patientinnen durchschnittlich 3,4 ± 2,0 BMI-Punkte entsprechend 9,4 ± 5,6 kg Körpergewicht zu. Zusätzlich zur intensiven Psychotherapie erhielten 22,7% der Patientinnen Antidepressiva, 8,6% erhielten Antipsychotika.

Anhand von Chart-Reviews werden im Vortrag die internistischen und psychiatrischen Komplikationen dargestellt. In Summe ist die Entwicklung eines Refeeding-Syndroms bei der Ernährung mit oraler Kost eine Rarität. Verlegungen in internistische oder psychiatrische Kliniken sind bei adäquatem Management nur in Einzelfällen nötig.

Schlussfolgerung: Eine intensive, multimodale und interdisziplinäre Behandlung stellt damit einen wichtigen Behandlungsbaustein in der Behandlungskette der extremen Anorexie zur Abwehr vitaler Gefährdung dar.