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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Der postoperative Platzbauch – Analyse von Risikofaktoren und Therapieoptionen

Meeting Abstract

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  • Franziska Koch - HELIOS Kliniken Schwerin, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Schwerin, Deutschland
  • Steffen Pönitz - HELIOS Kliniken Schwerin, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Schwerin, Deutschland
  • Jörg-Peter Ritz - HELIOS Kliniken Schwerin, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Schwerin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch505

doi: 10.3205/15dgch505, urn:nbn:de:0183-15dgch5057

Veröffentlicht: 24. April 2015

© 2015 Koch et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der postoperative Platzbauch ist eine durch eine Vielzahl von Risikofaktoren bedingte Komplikation, die mit einer erheblichen Morbidität und Mortalität für die betroffenen Patienten einhergeht. Die rasche und konsequente Behandlung des Platzbauches ist dabei wesentlich für das Outcome der Patienten. Während sich zahlreiche Publikationen mit den Risikofaktoren beschäftigt haben, sind die therapeutischen Optionen und das Outcome der Patienten bisher wenig evaluiert worden. Ziel dieser retrospektiven Studie war es herauszufinden, welche Therapieoption die beste ist.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Analyse wurden alle Platzbäuche, die zwischen Juni 2011 und Mai 2014 in unserer Klinik behandelt wurden, ausgewertet. Erfasst wurden dabei neben Risikofaktoren (Diabetes, COPD, Peritonitits, etc.) der Zugangsweg, der primäre Bauchdeckenverschluss, das therapeutische Vorgehen beim Auftreten eines Platzbauches und das weitere Outcome der Patienten (Morbidität, Revisionsoperationen, Mortalität, Krankenhausverweildauer, etc.).

Ergebnisse: Im Studienzeitraum wurde bei 65 Patienten (im Durchschnitt 67 Jahre, 46 Männer, 19 Frauen) ein Platzbauch therapiert. Vorausgegangen waren Eingriffe bei benignen (n=49) sowie malignen (n=25) Erkrankungen, die in 60 % (n=39) Notfalleingriffe waren. Die Patienten wiesen durchschnittlich 6 Risikofaktoren für das Auftreten eines Platzbauches auf. Der Platzbauch wurde zwischen dem 2. und 17. postoperativen Tag klinisch manifest (median 7,5 d). 60 der 65 Platzbäuche (92,3 %) traten nach Medianlaparatomien auf; der primäre Bauchdeckenverschluss war in 55 Fällen (84,6 %) mittels PDS-Schlinge erfolgt. Die Versorgung des Platzbauches erfolgte in 32 Fällen (49,2 %) mit Vicryl-Nähten, in 14 Fällen (21,5 %) mit PDS-Nähten und in 11 Fällen (16,9 %) war der Platzbauch lediglich mit einer VAC über Mepithel zu versorgen. Die Versorgung erfolgte in 31 Fällen (47,7 %) mit Einzelknopfnähten. In 8 Fällen (12,3 %) trat ein Platzbauch-Rezidiv auf, je zur Hälfte nach Vicryl- und PDS-Nähten. Die postoperative Liegedauer betrug durchschnittlich 24,3 Tage, im Falle eines Rezidives 32,5 Tagen. Weitere 0,8 Operationen waren im Anschluss an den Platzbauch-Verschluss nötig. 4 Patienten (0,6 %) verstarben, 3 davon in der Gruppe mit einem Rezidivplatzbauch. Ein Drittel der Patienten wurde nach der stationären Therapie in eine Intensivrehabilitationseinrichtung bzw. Pflegeheim verlegt.

Schlussfolgerung: Der Platzbauch ist weiterhin eine relevante Komplikation nach Laparotomien. Trotz Anwendung langsam-resorbierbarer Fäden in fortlaufender Naht kommt es besonders bei Notfalleingriffen zur Platzbauch-Entwicklung. Diese geht mit einer langen Liegedauer und erhöhter Morbidität und Mortalität einher. Beim Auftreten eines Platzbauches wird häufig ein Wechsel zu Vicryl-Nähten und Einzelknopfanwendung beobachtet bei gleicher Rezdiv-Rate. Bei insgesamt niedriger Rezidiv-Rate unabhängig vom verwendeten Nahtmaterial liegt die Schlussfolgerung nahe, dass der wichtigste Risikofaktor für das Auftreten eines Platzubauches die mangelnde Konzentration des Chirurgen ist.