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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Reduktion des intrapelvinen Volumens durch Anlage externer nicht-invasiver Beckenstabilisatoren beim klinisch instabilen Beckenring

Meeting Abstract

  • Claas T. Buschmann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Rechtsmedizin, Berlin, Deutschland
  • Mirja Fechner - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chrirugie, Berlin, Deutschland
  • Lars Oesterhelweg - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Rechtsmedizin, Berlin, Deutschland
  • Klaus-Dieter Schaser - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chrirugie, Berlin, Deutschland
  • Christian Kleber - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chrirugie, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch385

doi: 10.3205/15dgch385, urn:nbn:de:0183-15dgch3857

Veröffentlicht: 24. April 2015

© 2015 Buschmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die instabile Beckenverletzung stellt bereits präklinisch einen potentiell letalen Notfall dar. Die Anlage externer nicht-invasiver Beckenstabilisatoren kann über eine externe Kompression des Beckens mit mutmaßlicher Reduktion des intrapelvinen Volumens zur Limitierung venöser/spongiöser Blutungen führen. Eine solche Verringerung der Blutung stellt aktuell die einzige präklinische Notfalltherapie bei klinisch instabilen Beckenverletzungen dar. Neben Kadaverstudien mit artifiziellen Beckenringfrakturen und einzelnen Fallberichten existiert keine Studie zur Reduktion des intrapelvinen Volumens beim Menschen.

Material und Methoden: 30 tote Polytrauma-Patienten ≥18 Jahre mit instabil frakturiertem Beckenring (AO-Klassifikation in Anlehnung an Pennal und Tile: B-/C) wurden vor Obduktion einer computertomographisch dokumentierten Intervention (Toshiba Activion 16, Toshiba Medical Systems, Japan) unterzogen. Ausschlusskriterien waren iatrogene und/oder traumatische Durchtrennungen des abdominalen/peripelvinen Weichteilmantels bzw. die operative Stabilisierung des Beckens. Nach Anfertigung eines Ganzkörper-Scans wurden 3 Tools zur externen nicht-invasiven provisorischen Beckenstabilisierung (a. pneumatische Beckenschlinge Standard, Fa. VBM Medizintechnik GmbH, Sulz/Deutschland, mit 100 mmHg und 200 mmHg manometrisch appliziertem Druck, b. T-POD® Pelvic Stabilization Device, Fa. Pyng Medical, Richmond/Kanada, c. konventionelle Tuchschlinge) standardisiert angelegt. Die jeweilige Kompression des frakturierten Beckens wurde computertomographisch dokumentiert. Vor Anlage des jeweiligen Tools erfolgte stets eine Nativ-Aufnahme des frakturierten Beckens. Die Auswertung erfolgte standardisiert volumetrisch mithilfe des Programmes OsiriX®, wobei als anatomischer Orientierungspunkt die Beckeneingangsebene definiert wurde. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Mann-Whitney U-Test. Signifikant waren p-Werte <0,05.

Ergebnisse: 70% männlich, mittleres Alter 50 Jahre, 77% Sturz aus der Höhe. Mehrheitlich Typ C-Verletzungen (C1: 23%, C2: 30%, C3: 44%) und klinisch instabile Typ A-Verletzungen (A2: 3%). Die Anlage externer Beckenstabilisatoren führte stets zu einer Reduktion der Fläche der Beckeneingangsebene und des intrapelvinen Volumens. Eine signifikante Reduktion der Beckeneingangsfläche wurde nur für die pneumatische Schlinge mit einem Druck von 200 mmHg (p=0,02) nachgewiesen. Der T-POD® war das einzige Tool, das eine signifikante Reduktion des intrapelvinen Volumens erzielte (p=0,04).

Schlussfolgerung: Erstmalig konnten wir eine Reduktion der Beckeneingangsfläche und des intrapelvinen Volumens bei klinisch instabilen, nicht-artifiziellen Beckenringfrakturen und intaktem peripelvinen Weichteilmantel am Verstorbenen durch verschiedene nicht-invasive Beckenstabilisatoren mittels pmMSCT demonstrieren. Alle Tools erzielten eine Reduktion der Fläche und des Volumens. Die pneumatische Beckenschlinge zeigte bei einem Druck von 200 mmHg eine signifikante Reduktion der Beckeneingangsfläche, wohingegen der T-POD® das einzige Tool war, welches das intrapelvine Volumen signifikant reduzierte. Alle getesteten Beckenstabilisatoren sind geeignet, das intrapelvine Volumen zu reduzieren. Ob eine signifikante Reduktion durch den T-POD® mit geringerem Blutverlust und verbessertem Outcome assoziiert ist, muss in einer folgenden prospektiven Studie gezeigt werden.