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SuperSuperObese – Perioperatives Outcome im Vergleich zu SuperObese und Obese
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Einleitung: Die Therapie durch bariatrische Operation ist die effektivste und einzig langfristige Option in der Behandlung der Adipositas. Hierbei ist ein Body Mass Index (BMI) von > 40 kg/m², bzw. von > 35 kg/m² mit assoziierten Erkrankungen maßgeblich für die Indikationsstellung. Da es keine obere Grenze in der Einteilung der Adipositas gibt, ist die Unterteilung in Super-Obese (SO) mit einem BMI >50 kg/m² und in Super-Super-Obese (SSO) mit einem BMI > 60 kg/m³ geläufig. Hypothetisch steigt mit dem BMI das perioperative Risiko. Ziel ist es, bariatrisch operierte Patienten mit einem BMI von 35 kg/m² bis 108 kg/m² bezüglich des perioperativen Outcomes zu evaluieren.
Material und Methoden: Von Feb 2010 bis Nov 2013 wurden 743 bariatrisch operierte Patienten retrospektiv analysiert. Hierbei wurden durchgeführte Prozedur, Komorbiditäten und Alter zum Operationszeitpunkt und die Krankenhausverweildauer evaluiert. Das Kollektiv wurde in 3 Gruppen [O: BMI <49,9 kg/m²; SO: BMI: 50,0-59,9 kg/m²; SSO: BMI > 60,0 kg/m²] unterteilt und gegenübergestellt. Die statistische Auswertung erfolgte mit Excel und SPSS.
Ergebnisse: Es wurden 253 Männer und 490 Frauen operiert. Hiervon 53,5 % Obese, 31,3 % Super-Obese und 15,2 % Super-Super-Obese. Vom Gesamtkollektiv wurden 46,9 % (n=324) Sleevegastrektomie und 53,0% (n=367) Magenbypässe durchgeführt, hierunter auch Redo-Operationen. In der Super-Super-Obesegruppe wurden zu 81,0 % (n=85) Sleevegastrektomien durchgeführt, in der Super-Obese zu 55,1 % (n=119) und in der Obesegruppe zu 32,7 % (n=121). Im Gesamtkollektiv ergab sich eine chirurgische Majorkomplikationsrate von 3,7 %. Hiervon 1,2 % (n=9) Anastomoseninsuffizienzen/Klammernahtinsuffizienzen, 1,0 % (n=8) Blutungen, 0,5 % (n=4) Milzabszessse, 0,4 % (n=3) intraabdominelle Abszesse, sowie eine innere Hernie und eine inkarzerierte Trokarhernie im postoperativen 30 Tage Intervall. In 0,5 % der Fälle zeigten sich sonstige Majorkomplikationen, wie Lungenarterienembolien (n=2), ein hypertensives Lungenödem und eine Reanimation im Rahmen der Einleitung. 1 Patientin verstarb im postoperativen Verlauf (Mortalität 0,14 %).
Im Vergleich zwischen den Gruppen korreliert der BMI negativ mit dem Alter bei OP (p < 0,001), im Gegensatz hierzu die Krankenhausverweildauer (KVD) positiv mit dem Alter bei OP (p< 0,001). Der BMI ist bei Komplikationen signifikant niedriger als bei Nicht-Komplikationen (p < 0,005), wohingegen das Alter bei Komplikationen höher ist, als bei nicht Komplikationen (p < 0,05). Die Krankenhausverweildauer ist signifikant höher bei Komplikationen als bei Nicht-Komplikationen (p = 0,001). Patienten mit einer komplikationsassoziierten Re-Operation haben einen signifikanten niedrigeren BMI als Patienten ohne Re-Operation (p=0,0057479856).Die KVD ist hierbei signifikant länger bei Re-Operation (p= 0,001) als bei Patienten ohne Re-Operation.
Schlussfolgerung: Entgegen der initialen Annahme korreliert ein höherer BMI bei Operation nicht mit einer höheren Komplikationsrate. Dies kann sicherlich auf das signifikant niedrigere Lebensalter bei Operationszeitunkt im Gegensatz zu der Obesegruppe zurückgeführt werden. Die Krankenhausverweildauer korreliert auch hierbei entgegen der Annahme nicht mit der Höhe des BMIs, sondern positiv mit dem Alter bei Operation. Warum eine potentielle Hochrisikogruppe mit einem BMI zwischen 60-108 kg/m² im Rahmen bariatrischer Operation deutlich bessere Ergebnisse zeigt, muss in Zukunft weiter evaluiert werden.