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Ergebnisse nach geschlossener Reposition suprakondylärer Humerusfrakturen ohne Osteosynthese im Wachstumsalter
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Einleitung: Die suprakondyläre Humerusfraktur ist die häufigste knöcherne Verletzung des Ellenbogens im Wachstumsalter und wird entsprechend des Dislokationsgrades nach von Laer in 4 Typen unterteilt. Während Frakturen des Typs I und II überwiegend nicht-operativ (z.B. Gips, Cuff) behandelt werden, wird für Frakturen des Typs III und IV aus Stabilitätsgründen nahezu ausschließlich eine osteosynthetische Versorgung (z.B. K-Drähte, ESIN) empfohlen. Die alleinige Reposition wird nur selten beschrieben.
Ziel der Studie war die Analyse des eigenen Patientenkollektivs mit besonderem Augenmerk auf dislozierte Frakturen, die in Allgemeinanästhesie geschlossen reponiert aber ohne Osteosynthese ausbehandelt wurden.
Material und Methoden: Retrospektive Datenanalyse aller in unserer Abteilung in Allgemeinanästhesie versorgten suprakondylären Humerusfrakturen im Zeitraum 01/2009-07/2014 bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren.
Ergebnisse: 117 Patienten wurden in Allgemeinanästhesie versorgt (Ø 6,1 Jahre, range 1,9 -13,1 Jahre). Dabei fand sich keinerlei Geschlechterpräferenz (♂ : ♀ = 58 : 59). Gemäß der Klassifikation nach von Laer wurden folgende Frakturtypen behandelt: Typ II (n=14, 12%), Typ III (n=59, 50.4%) und Typ IV (n=44, 37.6%).
87 Frakturen (6x Typ II / 42x Typ III / 39x Typ IV) wurden nach geschlossener oder offener Reposition osteosynthetisch mit K-Drähten fixiert (n=65) oder mittels deszendierender ESIN stabilisiert (n=22). Als Begleitverletzungen fanden sich Nerven- (n=19) und Gefäßverletzungen (n=1). In 12 Fällen erfolgte aufgrund einer sekundären Dislokation eine operative Revision. Posttraumatische Fehlstellungen ohne klinisch-funktionelle Relevanz zeigten sich bei 15 Patienten (17.2%): Cubitus valgus 5-10° (n=8), Cubitus varus 5-10° (n=2), Extensionsfehlstellung <15° (n=3) und Flexionsfehlstellung <15° (n=2).
Bei insgesamt 30 Frakturen (9x Typ II / 21x Typ III) erfolgte nach anatomischer Reposition bei intraoperativ stabilen Frakturverhältnissen einzig die Anlage eines Cuff and Collar-Verbandes. In diesem Kollektiv fanden sich keine Begleitverletzungen und es wurde keine sekundäre Dislokation dokumentiert. In der Nachuntersuchung fand sich lediglich in einem Fall radiologisch eine posttraumatische Fehlstellung (Antekurvation <15%) ohne klinisch-funktionelle Relevanz.
Schlussfolgerung: Bei dislozierten suprakondylären Humerusfrakturen vom Typ II und III nach von Laer können mittels geschlossener Reposition in Allgemeinanästhesie und Immobilisation im Cuff and Collar-Verband gute Ergebnisse erzielt werden. Mögliche Morbiditätsrisiken einer Osteosynthese und deren Metallentfernung können somit eliminiert werden. Entscheidend für die Methodenwahl sind das primäre Repositionsergebnis und die intraoperative Frakturstabilität. Typ II-Verletzungen sollten jedoch – wann immer möglich – einer narkosefreien Redressionsbehandlung zugeführt und eine Übertherapie vermieden werden.