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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Die medizinische Habilitation: akademische Befähigung oder Karriereinstrument. Eine Umfrage bei Habilitierten der Medizin in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Heiko Sorg - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Essen, Deutschland
  • Julia Margaretha Reinke - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland
  • Christoph Grieswald - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland
  • Peter M. Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch183

doi: 10.3205/15dgch183, urn:nbn:de:0183-15dgch1831

Veröffentlicht: 24. April 2015

© 2015 Sorg et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Begrenzte Ressourcen und sich wandelnde Berufsaussichten für den akademischen medizinischen Nachwuchs sowie die geänderten Gesellschafts- und Bildungsstrukturen stellen den akademischen Qualifikationsnachweis der medizinischen Habilitation immer mehr in Frage. Die Habilitation ist Grundvoraussetzung für die Berufung auf einen Lehrstuhl und stellt in der Medizin einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die Karriere eines Arztes dar. In einer Untersuchung im Jahre 2000 wurde die Abschaffung der Habilitation bereits mehrheitlich abgelehnt, war jedoch mit eindeutigen Wünschen zur Änderung der Rahmenbedingungen verknüpft. Die im Vergleich zu anderen Fachgruppen hohe Anzahl Habilitierter in der Medizin wird daher zunehmend kritisch hinterfragt. In diesem Zusammenhang haben wir eine Umfrage bei Habilitierten in der Medizin durchgeführt und sie nach deren Meinung zur medizinischen Habilitation, auch im Hinblick eines 14-Jahresvergleiches, befragt.

Material und Methoden: Die Untersuchung wurde als Onlineumfrage durchgeführt. Datengrundlage bildete ein anonymisierter, EDV-gerechter online-Fragebogen mit unterschiedlichen Items. Der allgemeine Teil des Fragebogens enthielt soziodemographische und berufsbiographische Merkmale. Der spezielle Teil diente der Erfassung subjektiver Einschätzungen bzgl. Habilitationsvoraussetzungen, Stellenwert der Habilitation, Karrierewege sowie potentielle Reformwünsche der Befragten an die Habilitation.

Ergebnisse: An der Umfrage nahmen 630 Habilitierte (84% männlich; 16% weiblich) teil. Durchschnittlich haben die Befragten mit 27a approbiert, mit 28a promoviert und mit 38a habilitiert. In 61% der Fälle wurde die Habilitationsschrift kumulativ durchgeführt. Trotz hoher Arbeitszeiten pro Woche (89% >50h/Woche) sind 71% der Befragten mit ihrer Arbeitssituation zufrieden bis sehr zufrieden. Der Stellenwert einer medizinischen Habilitation wird von mehr als zwei Dritteln der Habilitierten als hoch eingeschätzt und war bei 70% für ein berufliches Vorankommen sogar notwendig. Als wichtigster Teilaspekt der Trias Forschung, Lehre, Krankenversorgung wurde klar die Forschung durch die Befragten herausgestellt. Die Chancen nach erfolgreicher Habilitation einen Lehrstuhl zu bekommen werden jedoch nur niedrig oder mittelmäßig eingestuft (68%). Nichtsdestotrotz würden 93% erneut habilitieren, 86% die Habilitation anderen Fachkollegen empfehlen und 75% empfinden die Habilitation als zeitgemäß. Somit kommen knapp 80% der Befragten zur Ansicht, dass die medizinische Habilitation nicht abgeschafft werden sollte, verlangen jedoch Reformwünsche, wie eine bundeseinheitliche Habilitationsordnung, weniger Abhängigkeit von Ordinarien, mehr Transparenz, Arbeitsentlastung sowie die finanzielle Förderung.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die medizinische Habilitation weiter einen hohen Stellenwert im Fachgebiet der Medizin besitzt und deren Abschaffung mehrheitlich nicht erwünscht wird. Obwohl die Chancen auf einen Lehrstuhl nur gering eingeschätzt werden, scheint die Habilitation dennoch für die erfolgreiche Karriere im eigenen Fachgebiet, aber auch für den beruflichen Aufstieg notwendig zu sein. Die Reformwünsche, insbesondere die Rahmenbedingungen des Habilitationsverfahrens an sich, erscheinen jedoch weiterhin verbesserungsbedürftig und ähnlich den Reformwünschen, welche schon im Jahre 2000 geäußert wurden.