Artikel
Chirurgisches Vorgehen bei der Nierenlebendspende: Eine Analyse von 100 Patienten
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. Juni 2005 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung
Nierentransplantationsempfänger nach einer Lebendspende haben kürzere Dialysezeiten, verlängerte Transplantatüberlebenszeiten und eine verbesserte Lebensqualität. Die perioperative Gefährdung und der Komfort des Spenders bedürfen unter anderem bei der Auswahl der chirurgischen Technik der besonderen Beachtung.
Material und Methoden
Bei zwischen 1/97 und 4/04 durchgeführten Nierenlebendspenden (n=100, Alter 51 [24 - 75] Jahre, w/m 48/52; konsekutive persönliche Serie [A.P.]), wurden peri- und intraoperative Standarddaten dokumentiert. N=22 (initial verwendete Technik) wurden median laparotomiert, n=29 erhielten eine laparoskopische Operation (seit 1999) und bei n= 49 wurde eine begrenzte Flankeninzision (retroperitoneales Vorgehen) durchgeführt. Neben den intra- und postoperativen Komplikationen wurden der postoperative Schmerzmittelverbrauch und die postoperativen Schmerzen (gemessen mit der visuellen Analogskala in Ruhe und Bewegung) selektiv analysiert.
Ergebnisse
Die Komplikationsraten waren ähnlich nach medianer Laparotomie (13,6 %) und bei laparoskopischem Vorgehen (10,3 %, Umsteigerate 13,8%) und tendenziell niedriger nach begrenzter Flankeninzision (6,1%). Bei der medianen Laparotomie standen Wundinfekte und Hernienbildungen, bei der Flankeninzision Relaxationen der Bauchwand und bei der Laparoskopie Blutungsprobleme im Vordergrund. Nach laparoskopischer Operation kam es bei einem Patienten wegen einer Nachblutung zur Niereninsuffizienz. Die postoperative Schmerzmessung ergab signifikant höhere Werte bei Patienten nach medianer Laparotomie ab dem 2. post-op Tag, während die offen retroperitoneal oder laparoskopisch operierten Patienten rasch abfallende Werte (3,5; 2,5; und 0,7 an den post-op Tagen 2-4) aufwiesen. Zudem war der Verbrauch an Morphinäquivalenten in der Laparotomiegruppe deutlich höher (250 mg versus jeweils 100 mg).
Schlussfolgerung
Die laparoskopische Nierenlebendspendeoperation hat offensichtlich eine längere Lernkurve und ein höheres Komplikationspotential. Die begrenzte Flankeninzision ist somit für low- volume- centers (31 von 39 deutschen Zentren mit ≤ 15 Eingriffen/ Jahr) eine akzeptable Alternative.