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Analyse der Ist-Situation und Verbesserungspotenziale des Neugeborenenhörscreenings in Deutschland unter Berücksichtigung verschiedener Geburtssettings
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Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
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Fragestellung: Das Neugeborenenhörscreening wurde im Jahr 2009 in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen eingeführt (G-BA, 2008). Die Folgeevaluation (2017/2018) zeigt eine Screeningrate von 86,1%. Es lassen sich erhebliche Unterschiede der dokumentierten Screeningraten zwischen den Bundesländern mit 29,5–99,7% (2018) erkennen. Nur 42,4% (2018) aller Geburtseinrichtungen erreichten die geforderte Screeningrate von über 95%. Die Refer-Rate liegt bundesweit bei 6,0% (2018) [1]. Ambulante und außerklinische Geburten stellen aufgrund der uneinheitlichen Vorgehensweisen im Versorgungsprozess eine besondere Herausforderung dar. Eine Analyse der Abläufe erscheint daher notwendig. Die Zielsetzung der Arbeit liegt in der Identifizierung und Herausstellung der Prozessabläufe des Neugeborenenhörscreenings unter der Berücksichtigung verschiedener Geburtssettings (ambulant, stationär, außerklinisch). Hierzu zählen die organisatorischen Rahmenbedingungen, die Abläufe des Testvorgangs bei Erst- und Zweittestung nach der Geburt, sowie die Organisation der Meldung und das anschließende Tracking an die Hörscreeningzentralen bei positivem Befund. Im Fokus steht insbesondere die Perspektive der interdisziplinären Zusammenarbeit der beteiligten Akteur:innen.
Methode: Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden n=10–12 semi-strukturierte qualitative Expert*inneninterviews ab Dezember 2024 bis voraussichtlich Februar 2025 durchgeführt. Das Sampling orientiert sich am Konzept der theoretischen Sättigung [2]. Rekrutiert wird das am Prozess des Neugeborenenhörscreenings beteiligte Fachpersonal, unter anderem Hebammen im klinisch-stationären Setting im Kreißsaal, Hebammen, die in der außerklinischen Geburtshilfe tätig sind, Hebammen mit Tätigkeitsschwerpunkt der Wochenbett-Betreuung, Fachärzt:innen mit Schwerpunkt Gynäkologie, medizinische Fachangestellte, Pflegefachkräfte, medizinisch-technische Angestellte, Audiolog:innen, HNO-Audiologie Assistent:innen.
Ergebnisse: Die Datenanalyse findet als zusammenfassende, induktive Inhaltsanalyse nach Mayring [3] unter Nutzung der Software MAXQDA statt. Die Ergebnisanalyse findet parallel zu der fortlaufenden Interviewphase statt, sodass erste Resultate bereits ab Dezember 2024 vorliegen. Die Ergebnisse sollen im Rahmen der DGA-Jahrestagung vorgestellt und diskutiert werden.
Schlussfolgerung: Aus den Erkenntnissen der qualitativen Erhebung lassen sich wichtige Aussagen über Prozesse, Interdisziplinarität, Verbesserungspotenziale und Problemfelder des Screenings ableiten. Darüber hinaus können nachfolgende Erhebungen auf Basis der Ergebnisse geplant und umgesetzt werden.
Literatur
- 1.
- Brockow I, Söhl K, Hanauer M, Heißenhuber A, Marzi C, Am Zehnhoff-Dinnesen A, Matulat P, Mansmann U, Nennstiel U. Neugeborenen-Hörscreening in Deutschland – Ergebnisse der Evaluationen 2011/2012 und 2017/2018 [Newborn hearing screening in Germany-results of the 2011/2012 and 2017/2018 evaluations]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2023 Nov;66(11):1259-67. German. DOI: 10.1007/s00103-023-03779-0
- 2.
- Corbin J, Strauss A. Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. 1. Aufl. BeltzPVU; 1990.
- 3.
- Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 13. überarb. Aufl. Weinheim/Basel: Beltz; 2022.