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Analyse vorhandener Hörscreening-Tools bei älteren Menschen – ein Scoping Review
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Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
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Fragestellung: Mit zunehmendem Alter steigt die Auftretenswahrscheinlichkeit einer Hörbeeinträchtigung und weiteren Komorbiditäten, die neben dem subjektiven Wohlbefinden auch die kognitive Leistungsfähigkeit vermindern können. Das hat zur Folge, dass weniger kognitive Reserven zur Kompensation von Hörbeeinträchtigungen vorhanden sind, welche besonders in der Pflege Schwierigkeiten bei der Kommunikation befördern [1]. Darüber hinaus stellen Hörbeeinträchtigungen einen Risikofaktor für die Entwicklung von Demenzerkrankungen dar [2]. Um die Pflegequalität von Patient:innen sicherzustellen und die Hörbeeinträchtigung als modifizierbaren Risikofaktor minimieren zu können, fehlt es aktuell noch an standardisierten Screenings zur Feststellung von Hörbeeinträchtigungen. Ziel des Scoping-Reviews ist es, einen Überblick über bestehende Hör-Screening-Tools zu liefern und anhand gewählter Kriterien gegenüber zu stellen, um eine Grundlage zur Entwicklung eines zuverlässigen und praktikablen Hör-Screenings zu legen.
Methoden: Die Literaturrecherche für das Scoping-Review erfolgte im August 2023 mit der Datenbank PubMed. Alle Suchergebnisse wurden auf Titel und Abstract mittels vordefinierter Ein- und Ausschlusskriterien (z.B.: nur deutsche/englische Studien; publiziert zwischen 2013–2023; ältere Bevölkerung ohne Hörgeräte; Fokus Evaluation von Tools) im Doppelblindverfahren geprüft. Anschließend wurden die Volltexte der vorläufig eingeschlossenen Studien analysiert. Für die Organisation und das Management des Reviews wurde das Online-Programm Rayyan verwendet, sowie das PICO-Schema herangezogen.
Ergebnisse: Im Rahmen des Scoping-Reviews wurden 6.736 Studien gescreent. Ausgehend von den Abstracts und Titeln wurden 153 Studien zur Volltextanalyse herangezogen. Insgesamt wurden 77 Studien, das heißt 1,1% (77/3.736) aller gescreenten Studien, eingeschlossen, da sie allen erforderlichen Kriterien entsprachen. Im Anschluss an die Volltext-Analyse erfolgt ein Vergleich der eingeschlossenen Studien anhand der Kriterien der Testgenauigkeit, den beteiligten Akteur:innen, Nutzen sowie Limitationen. Die gesichteten Tools lassen sich in Selbst-Reports (z.B. Fragebögen) und objektivierte Messmethoden (z.B. DIN-Test), unterteilen.
Schlussfolgerung Die Studienlage unterstreicht, dass es für ältere Personen kein standardisiertes Screening-Tool gibt, welches Hörbeeinträchtigungen ohne bedeutsamen Arbeits- und Zeitaufwand feststellen kann. Die Mehrheit der Tools sind auf die Selbstständigkeit oder wenigstens auf die Mitarbeit der älteren Personen und einer anschließenden Validierung durch beispielsweise eine Reintonaudiometrie angewiesen, sodass die Anwendbarkeit für Menschen mit intensiverer Pflegebedürftigkeit nahezu unmöglich ist. Diese Erkenntnis hebt die Dringlichkeit weiterer Forschung hinsichtlich der Entwicklung eines standardisierten Hör-Screenings, welches zugleich praktikabel für den Pflegealltag und anwendbar für Personen sämtlicher Pflegegrade ist, hervor.
Literatur
- 1.
- Andrusjak W, Barbosa A, Mountain G. Hearing and vision care provided to older people residing in care homes: a cross-sectional survey of care home staff. BMC Geriatr. 2021 Jan 8;21(1):32. DOI: 10.1186/s12877-020-01959-0
- 2.
- Livingston G, Huntley J, Liu KY, Costafreda SG, Selbæk G, Alladi S, Ames D, Banerjee S, Burns A, Brayne C, Fox NC, Ferri CP, Gitlin LN, Howard R, Kales HC, Kivimäki M, Larson EB, Nakasujja N, Rockwood K, Samus Q, Shirai K, Singh-Manoux A, Schneider LS, Walsh S, Yao Y, Sommerlad A, Mukadam N. Dementia prevention, intervention, and care: 2024 report of the Lancet standing Commission. Lancet. 2024 Aug 10;404(10452):572-628. DOI: 10.1016/S0140-6736(24)01296-0