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27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie
und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO

19. - 21.03.2025, Göttingen

Lost in Translation – eine Untersuchung der Höranstrengung und Performanz von Patient:innen mit CI im erst- und fremdsprachlichen Setting

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Susann Thyson - Universitätsklinikum Düsseldorf, Hörzentrum der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland
  • Simone Volpert - Universitätsklinikum Düsseldorf, Hörzentrum der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland
  • Maika Werminghaus - Universitätsklinikum Düsseldorf, Hörzentrum der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland
  • Lisa Buscher - Universitätsklinikum Düsseldorf, Hörzentrum der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland
  • Thomas Klenzner - Universitätsklinikum Düsseldorf, Hörzentrum der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO. 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen. Göttingen, 19.-21.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc181

doi: 10.3205/25dga181, urn:nbn:de:0183-25dga1811

Veröffentlicht: 18. März 2025

© 2025 Thyson et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Mehr als 25% der Menschen in Deutschland haben einen Migrations- und damit oft einhergehenden mehrsprachigen Hintergrund und verfügen häufig über eingeschränkte Deutschkenntnisse. Das Sprachverstehen im Störschall ist für diese Patient*innengruppe zusätzlich erschwert, wenn das Gehörte nicht in ihrer Erstsprache präsentiert wird. Ziel der Studie war deshalb die experimentelle Untersuchung der Sprachverständnisleistung im Störschall von Patient*innen mit Cochlea-Implantat (PmCI) im Vergleich zu einer normalhörenden Kontrollgruppe (NH), im erstsprachlichen und im fremdsprachlichen Setting des Oldenburger Satztests (OLSA).

Methoden: In dieser experimentellen Studie wurde die Höranstrengung und –performanz von 14 PmCI und 14 NH (n = 28) mit dem OLSA im Störschall untersucht. Der Test wurde in deutscher und englischer Sprache im geschlossenen Setting und adaptiv durchgeführt. Die Darbietung von Sprache und Störschall erfolgten im freien Schallfeld aus frontaler Richtung (S0°/N0°) aus einem Lautsprecher in 1 m Entfernung. Das Anstrengungsempfinden wurde mittels des Subjective Mental Effort Questionnaire (SMEQ) erhoben. Alle Teilnehmenden schätzten zudem ihre Englischkenntnisse anhand des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprache (CRFE) ein. Die statistischen Daten wurden mithilfe von U-Tests, dem Wilcoxon-Test und der Spearman-Korrelation analysiert. Die statistische Signifikanz wurde bei p < .05 bestimmt.

Ergebnisse: Für den OLSA in Englisch betrug der Signal-Rausch-Abstand für 50%iges Sprachverstehen (SRT50) im Median 0.60 dB. Der OLSA in Deutsch war mit einem medianen SRT50 von -1.05 dB besser verständlich (z = -2.510, p = .012, n = 12). Für die Gruppe der NH zeigte sich kein signifikant abweichender SRT50 im OLSA in Deutsch und im OLSA in Englisch (z = 1.695, p = .090, n = 14). Die PmCI empfanden bei der Durchführung des OLSA in Englisch signifikant höhere Anstrengung (Mdn = 86.50) als bei der Durchführung des OLSA in Deutsch (Mdn = 70.00; z = 2.934, p = .003, n = 14), ebenso wie die NH (z = 2.950, p = .003, n = 14). Das Sprachniveau scheint für beide Gruppen keinen Einfluss auf das subjektive Anstrengungsempfinden bei der Durchführung des OLSA zu haben.

Diskussion: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass PmCI im OLSA in Englisch einen geringeren SRT50 und damit ein schlechteres Sprachverstehen erzielen, als im deutschen OLSA, während dies bei der NH nicht der Fall war. Beide Gruppen empfanden jedoch bei der Durchführung in Englisch eine signifikant höhere Höranstrengung, unabhängig vom selbst eingeschätzten Sprachniveau. Dies deutet darauf hin, dass die Verarbeitung fremdsprachlicher Reize das Sprachverstehen im Störschall zusätzlich erschwert. Die Ergebnisse unterstreichen die Relevanz, Sprachaudiometrie und Rehabilitationsansätze an die sprachliche Diversität anzupassen. Zukünftige Studien sollten den Einfluss von Mehrsprachigkeit auf die Hörrehabilitation vertiefen, um eine personalisierte Versorgung der PmCI zu ermöglichen.