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27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie
und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO

19. - 21.03.2025, Göttingen

Altersabhängige Präferenzen bei der Wahl von Cochlea-Implantat-Systemen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Simone Volpert - Universitätsklinik Düsseldorf, HNO/Hörzentrum, Düsseldorf, Deutschland
  • Ines Blümel - Universitätsklinik Düsseldorf, HNO/Hörzentrum, Düsseldorf, Deutschland
  • Ipek Türkyilmaz - Universitätsklinik Düsseldorf, HNO/Hörzentrum, Düsseldorf, Deutschland
  • Susann Thyson - Universitätsklinik Düsseldorf, HNO/Hörzentrum, Düsseldorf, Deutschland
  • Maika Werminghaus - Universitätsklinik Düsseldorf, HNO/Hörzentrum, Düsseldorf, Deutschland
  • Thomas Klenzner - Universitätsklinik Düsseldorf, HNO/Hörzentrum, Düsseldorf, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO. 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen. Göttingen, 19.-21.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc173

doi: 10.3205/25dga173, urn:nbn:de:0183-25dga1735

Veröffentlicht: 18. März 2025

© 2025 Volpert et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Wahl eines Cochlea-Implantat-(CI)-Systems stellt einen entscheidenden Schritt im Rahmen der präoperativen Beratung dar. Im Hörzentrum Düsseldorf werden die in Deutschland verfügbaren CI-Systeme in einem 90-minütigen Termin durch das Fachpersonal vorgestellt, um den Patienten bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Ziel dieser Studie ist es, die Hauptkriterien für die Systemwahl zu identifizieren und mögliche Unterschiede zwischen Altersgruppen zu analysieren, um die Patientenberatung zukünftig gezielter und effektiver zu gestalten.

Methoden: Es wurden Daten von n = 48 Personen im Alter von 16 bis 82 Jahren erfasst (♂ = 27/♀ = 23), deren Durchschnittsalter 57,7 (SD = 18,3) Jahre beträgt. Um altersbedingte Unterschiede im Höralltag (Berufstätigkeit vs. Ruhestand) zu untersuchen, wurde die Stichprobe in zwei Gruppen unterteilt: Gruppe 1 (16–65 Jahre, 27 Patienten) und Gruppe 2 (>65 Jahre, 21 Patienten). Die Datenerhebung erfolgte mittels einer Auswertung der im Rahmen der klinischen Routine erfassten Dokumentation durch das audiologische Fachpersonal. Es wurde erfasst in welchen Hörsituationen eine Hörverbesserung gewünscht wird und was die Gründe für die CI-Systementscheidung sind.

Ergebnisse: Die zentrale Erwartung der Patienten an die CI-Versorgung ist eine Verbesserung des Sprachverstehens in Gruppengesprächen und in Störgeräuschen (54%). Als Hauptkriterien für die Systementscheidung nannten beide Gruppen die Möglichkeit der bilateralen Versorgung mit einem einheitlichen CI-System (23%), die Konnektivität an digitale Medien (Handy/Fernsehen, 31%), sowie die Modellart Single Unit und die Größe des Systems (33%). Während Gruppe 2 den Schwerpunkt auf die Kompatibilität mit Hörgeräten (42%) legte, bevorzugte Gruppe 1 Baugröße und die Bauform Single Unit (41%). Informationen von CI-Herstellerveranstaltungen, Selbsthilfegruppen oder Hörgeräteakustikern hatten keinen relevanten Einfluss auf die Entscheidung in beiden Gruppen.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die Präferenzen der jeweiligen Altersgruppen leicht variieren. Berufstätige Patienten legen Wert auf das Design des Sprachprozessors, während ältere Patienten eher den Fokus auf Systeme legen, welche mit dem Hörgerät kompatible sind. Es ist zu erwarten, dass in Zukunft die Erwartungshaltung gegenüber des CIs im Hinblick auf die technologischen Möglichkeiten steigen wird. Im Rahmen der Systeminformation ist es schwer möglich, die Erwartungshaltung der Patienten z.B. hinsichtlich einer Verbesserung des Sprachverstehens in schwierigen Hörsituationen allein durch die Informationen zu einem CI-System zu erfüllen. Daher ist es unbedingt erforderlich, in einem interdisziplinären Team (Therapeuten, Ärzte) die Erwartungshaltung der Patienten und deren spezifische Lebensumstände zu erfassen und zu beurteilen, um so eine optimale Versorgung mit dem passenden System erzielen zu können.