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27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie
und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO

19. - 21.03.2025, Göttingen

Asymmetrische und unilaterale kindliche Hörstörungen: Ätiologie, Audiologische Faktoren und typische Hörkurven

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Laura Hahn - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Mario Fleischer - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Friederike Wohlfarth - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Claudia Männel - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Jonas Althaus - Universitätsspital Zürich, Klinik für ORL, Zürich, Schweiz
  • Dirk Mürbe - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Anke Hirschfelder - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V. und ADANO. 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie und Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen, Neurootologen und Otologen. Göttingen, 19.-21.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc167

doi: 10.3205/25dga167, urn:nbn:de:0183-25dga1677

Veröffentlicht: 18. März 2025

© 2025 Hahn et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei asymmetrischen und unilateralen kindlichen Hörstörungen (AHS, UHS) können gravierende interaurale Unterschiede im Schweregrad der Hörstörung (HS) bestehen. Diese Unterschiede können sich negativ auf die Sprachwahrnehmung im Störgeräusch, die Schallquellenlokalisation und Orientierung im Raum auswirken. Bis heute sind Kinder mit AHS und UHS klinisch nicht hinreichend charakterisiert. Diese Arbeit soll auf Grundlage einer retrospektiven Analyse des Deutschen Zentralregisters für kindliche Hörstörungen einen Überblick über Ätiologie und audiologische Faktoren in einer Population von insgesamt 3.195 Kindern mit AHS und UHS liefern. Eine explorative Hörkurvenklassifikation soll außerdem die häufigsten Hörkurventypen abbilden.

Methoden: Kinder mit einer AHS (n = 783) und Kinder mit einer UHS (n = 2.412) wurden mit folgenden Kriterien im Register identifiziert:

AHS: mindestens 20 dB Hörverlust (HL, PTA-4) auf beiden Ohren, mindestens 30 dB interaurale Differenz bei mindestens zwei Frequenzen (0,5 bis 4 kHz) UHS: mindestens 35 dB HL auf einem Ohr (PTA-4), zweites Ohr normalhörend (< 20 dB)

UHS: mindestens 35 dB HL auf einem Ohr (PTA-4), zweites Ohr normalhörend (< 20 dB)

Ätiologie und audiologische Faktoren des Registers wurden innerhalb der Gruppen deskriptiv analysiert und mittels absolute standardized mean difference (ASMD) verglichen [1]. Für einige Variablen wurden Kinder mit bzw. ohne andere Beeinträchtigungen separat betrachtet. Die explorative Hörkurvenklassifikation (n = 2.455 Ohren) erfolgte durch die Zuordnung zu Standardhörkurven mittels shape-similarity und minimum variance [2].

Ergebnisse:
Ätiologie: Erblich-bedingte HS waren häufiger in der Gruppe der Kinder mit AHS als in der Gruppe mit UHS (24% AHS vs. 16% UHS, ASMD 0.19). In beiden Gruppen bestand für ~25% der Kinder eine familiäre Vorgeschichte und für ~50% der Kinder lagen andere Beeinträchtigungen vor. Risikofaktoren waren häufiger bei AHS- als UHS-Kindern (36% AHS vs. 24% UHS, ASMD 0.27).

Audiologische Faktoren: In der Subgruppe der Kinder mit anderen Beeinträchtigungen traten kombinierte HS häufiger bei AHS-Kindern auf (16% AHS vs. 8% UHS, ASMD 0.24). Konduktive HS betrafen am häufigsten UHS-Kinder (8% AHS vs. 34% UHS, ASMD 0.66). Der Hörverlust (schlechteres Ohr) war typischerweise hochgradig bei Kindern mit AHS, während bei UHS-Kindern eine größere Variation vorlag. Die häufigsten Hörkurventypen waren in beiden Gruppen pantonal oder Hochtonschrägabfall. Bei 60% der Kinder mit AHS lagen auf dem rechten und linken Ohr unterschiedliche Hörkurventypen vor.

Schlussfolgerungen: Die vorläufigen Ergebnisse zur Charakterisierung von Kindern mit AHS und UHS verweisen auf die Notwendigkeit einer subgruppen-spezifischen Betrachtung. Beispielsweise zeigten sich kombinierte und konduktive HS häufiger bei AHS- bzw. UHS-Kindern mit anderen Beeinträchtigungen. Interaural unterschiedliche Hörkurven lagen bei 60% der AHS-Kinder vor und sollten bei der Einschätzung der binauralen Hörleistung Berücksichtigung finden.


Literatur

1.
Austin PC. Using the standardized difference to compare the prevalence of a binary variable between two groups in observational research. Commun Stat Simul Comput. 2009;38(6):1228-34.
2.
Fleischer M, Wohlfarth F, Hahn LE, Hirschfelder A, Althaus J, Mürbe D. Klassifikation von Hörkurven mittels phänotypisch-probabilistischem Ansatz – eine Analyse von 18.343 Ohren aus dem Deutschen Zentralregister für kindliche Hörstörungen (DZH). 40. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Berlin, 12.-15.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV32. DOI: 10.3205/24dgpp42 Externer Link