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Hören sichtbar machen: Die Messung des postaurikulären Ohrmuskelreflexes bei Normalhörenden
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Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
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Hintergrund: Das menschliche Gehör wird in der Regel durch psychoakustische Testverfahren bewertet. Diese Methoden stoßen an ihre Grenzen, wenn Patienten – etwa aufgrund ihres Alters, einer Behinderung oder eines medizinischen Zustands – keine verlässlichen Angaben machen können. Insbesondere in der Pädaudiologie werden in solchen Fällen otoakustische Emissionen (OAE) und die Hirnstammaudiometrie (brainstem-evoked response audiometry, BERA) eingesetzt. Beide Verfahren haben Limitationen, sodass alternative Verfahren von Interesse sind. Eine mögliche Alternative stellt der Ohrmuskelstellreflex (postaurikuläre Muskelreflex; PAMR) dar, der bei wachen Patienten ausgelöst und gemessen werden kann. Die Ableitung des PAMR könnte den Vorteil bieten, eine objektive frequenzspezifische Beurteilung des Hörvermögens mit signifikant größeren Nutzsignalamplituden als die BERA zu ermöglichen. Somit bietet die Bewertung der Ohrmuskelantworten ebenfalls Rückschlüsse auf Schädigungen der Hörbahn bei erheblicher Zeiteinsparung durch weniger Mittelungen.
Methode: Wir untersuchten das EMG der Ohrmuskeln SAM und PAM in 36 Probanden bei monauraler akustischer Stimulation eines 50 ms Burst-Stimulus von 500 Hz, 1.000 Hz, 2.000 Hz und 4.000 Hz bei 80 dB bis 100 dB. Jede Intensität und Frequenz wurde mit der Augenstellung nach vorne und in Richtung Stimulus gemessen. Die primäre Zielstellung war es, ein Messprotokoll zur standardisierten Messung des Elektromyogramms (EMG) der extrinsischen Ohrmuskeln (superior-aurikulären Muskel, SAM, und post-aurikulärer Ohrmuskel, PAM) bei normalhörenden Probanden zu etablieren.
Ergebnisse: Im SAM konnte keine adäquate Muskelantwort nach Stimulation mit Klickreizen detektiert werden. Hingegen konnte der PAMR bei 35 von 36 normalhörenden Probanden zuverlässig nachgewiesen werden. Die Spitze-Spitze-Amplitude des PAMR stieg signifikant mit der Intensität und Frequenz an. Sobald die Normalhörenden in Richtung des Stimulus schauten, konnte eine signifikant größere Amplitude gemessen werden. Sowohl Amplitude als auch Latenz zwischen ipsi- und kontralateraler Seite zum monouralen Stimulus unterschieden sich.
Schlussfolgerung: Die beschriebene Methode eröffnet neue Möglichkeiten für Screeningverfahren, eine präzise Konfirmationsdiagnostik und die individuelle Anpassung von Hörhilfen.