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Untersuchung des Nutzens der Tympanotomie mit Abdichtung der Rundfenstermembran beim akuten idiopathischen sensorineuralen Hörverlust
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Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
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Fragestellung: Patienten, die an einem akuten, idiopathischen, sensorineuralen Hörverlust leiden, erhalten in der Regel eine Behandlung mit systemischen Glukokortikoiden oder einer intratympanalen Cortisonapplikation. Kommt es jedoch zu keiner signifikanten Verbesserung des Hörvermögens, kann als weitere Option eine Tympanotomie mit dem Versuch der Abdichtung der runden und/oder ovalen Fenstermembran in Betracht gezogen werden. Ziel dieser Studie ist es, zu untersuchen, ob die Durchführung einer Tympanotomie mit Abdichtung der Rundfenstermembran einen therapeutischen Vorteil gegenüber der konservativen Therapie bietet. Darüber hinaus wird untersucht, ob weitere Faktoren einen Einfluss auf das posttherapeutische Ergebnis haben.
Methoden: In einer retrospektiven Analyse wurden die Daten von Patienten mit einem akuten, idiopathischen, sensorineuralen Hörverlust untersucht, bei denen der Hörverlust vor Beginn der Therapie mindestens 64 dB betrug. Es wurden insgesamt 71 Patienten, die einer operativen Intervention unterzogen wurden, und 41 Patienten, die eine konservative Therapie mit Glukokortikoiden und/oder intravenös verabreichten Rheologika sowie gegebenenfalls einer intratympanalen Glukokortikoidapplikation erhielten, miteinander verglichen. Die Analyse umfasste die Bestimmung der Luftleitungsschwellen für die Frequenzen 0.5, 1, 2 und 4 kHz sowie des daraus abgeleiteten Vierfrequenzmittelwertes (PTA-4) sowohl vor der Therapie als auch 3 Monaten bis zu 2 Jahren nach der Behandlung. Als prognostische Einflussfaktoren wurden das Geschlecht, das Vorliegen von Begleitsymptomen (wie Tinnitus oder Vertigo), das Alter der Patienten sowie die Schwere des initialen Hörverlustes (definiert als <80 dB bzw. >80 dB) berücksichtigt.
Ergebnisse: Insgesamt verbesserten sich 90,1% der Patienten, während 9,9% eine Verschlechterung des Hörvermögens erfuhren. Die durchschnittliche Hörverbesserung betrug in der Studiengruppe 37,58 dB und in der Kontrollgruppe 32,93 dB, ohne signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Das Vorliegen von Vertigo war mit einer signifikant geringeren Hörverbesserung verbunden (14,9 dB in der Studiengruppe, 17,33 dB in der Kontrollgruppe). Zusätzlich zeigte sich eine höhere Hörverbesserung in der Gruppe mit einem initialen Hörverlust >80 dB (39.77 dB in der Studiengruppe, 44.97 dB in der Kontrollgruppe), im Verlgleich zu der Gruppe mit einem Hörverlust <80 dB (22,56 für die Studiengruppe und 16,63 für die Kontrollstudie).
Schlussfolgerung: Die Tympanotomie mit Rundfenstermembranabdeckung bietet keinen signifikanten Vorteil gegenüber der konservativen Therapie. Das Vorhandensein von Vertigo stellt einen negativen Einflussfaktor auf die posttherapeutische Hörverbesserung für beiden Gruppen. Bei einem Hörverlust >80dB vor Therapie ist eine höhere Hörverbesserung im Verlauf zu erwarten.
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