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Sprachverstehen und Höranstrengung von bilateralen CI-Nutzer:innen mit Funkmikrofonen in einer virtuellen Alltagsumgebung
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Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
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Fragestellung: In störgeräuschbehafteten Umgebungen fällt vielen Cochlea-Implantat (CI-) Nutzer:innen das Sprachverstehen schwer. Eine Möglichkeit zur Unterstützung ist die Verwendung von Funkmikrofonen. In dieser Arbeit wurde der Nutzen der Verwendung von zwei Funkmikrofon-Optionen in einer alltagsnahen akustischen Umgebung untersucht. Genutzt wurden das Mini Microphone 2+ (MM2+) sowie ein Smartphone bei bilateral mit CI (BiCI) versorgten Erwachsenen. Beide Funkmikrofone wurden als Tischmikrofone und das MM2+ zusätzlich als Ansteckmikrofon verwendet und mit der alleinigen Nutzung der Soundprozessoren mit dem Störschallunterdrückungsprogramm ForwardFocus verglichen.
Methoden: In einem reflexionsarmen Raum wurde eine akustische virtuelle Umgebung realisiert, in der sich ein Zielsprecher gegenüber dem Probanden an einem Tisch mit mehreren Störsprechern in einem belebten Restaurant befindet. An der Studie nahmen 16 erwachsene BiCI-Nutzer:innen teil. Die Probanden waren im Mittel 45,6±15,5 Jahre alt und hatten eine Hörerfahrung von 13,5±4,6 Jahren mit dem ersten CI und 8,0±4,0 Jahren mit dem zweiten CI. Während der Studienmessungen verwendeten die Probanden zwei CP1000. Zudem wurde eine Referenzgruppe normalhörender Erwachsener (Alter: 24,6±5,3 Jahre) eingeschlossen. Bei allen Probanden wurde die Sprachverständlichkeit im Störgeräusch als 50%-Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) und die Höranstrengung (Listening Effort, LE) bei 5 dB SNR in ESCU (Effort Scale Categorical Units) erfasst.
Ergebnisse: Im Median zeigte sich eine signifikante Verbesserung der SVS um 9,2 dB sowie des LE um 3,3 ESCU bei Verwendung des MM2+ als Ansteckmikrofon mit den CP1000 im Vergleich zur Nutzung der CP1000 mit ForwardFocus. Im Median war die SVS mit dem MM2+ mit der SVS der Normalhörenden vergleichbar. Im Vergleich zu ForwardFocus zeigte sich bei Nutzung der beiden Tischmikrofone eine signifikante Erhöhung der SVS um 7,9 dB SNR (MM2+) und 7,3 dB (Smartphone) sowie eine signifikante Erhöhung des LE um 3,9 ESCU (MM2+) und 2,9 ESCU (Smartphone).
Schlussfolgerungen: In Umgebungen mit mehreren Störsprechern und Nachhall bieten Tischmikrofone abhängig von der Anzahl der Zielsprecher und der Position des Tischmikrofons im Vergleich zur Nutzung eines bestgeeigneten Programms zur Störschallunterdrückung ohne Funkmikrofon nicht immer einen Vorteil. Hingegen bietet die Erhöhung des SNR aufgrund der Übertragung des Signals durch das Ansteckmikrofon einen deutlichen Nutzen für die Sprachverständlichkeit von BiCI-Nutzer:innen. Da sowohl die Sprachverständlichkeit als auch die bewertete Höranstrengung mit dem Ansteckmikrofon besser als die alleinige Nutzung der Sundprozessoren mit dem bestgeeigneten Programm zur Störschallunterdrückung war, sollte BiCI-Nutzer:innen die Verwendung eines Ansteckmikrofons in vergleichbaren Situationen empfohlen werden.