Artikel
Objektives Hörscreening bei Erwachsenen mit akustisch evozierten Potentialen – Bestimmung eines geeigneten Screening-Pegels
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung/Fragestellung: Der Hörverlust gilt als ein entscheidender Faktor für die soziale Isolation bis hin zur Entwicklung schwerer geistiger Defizite wie Demenz bei der alternden Bevölkerung. Ein Hörscreening bei älteren Erwachsenen bietet eine einfache und realistische Möglichkeit, diese negativen Auswirkungen eines fortschreitenden Hörverlusts aufgrund einer Degeneration des Innenohrs zu verhindern. In der vorliegenden Studie wurde als Screening-Verfahren das bereits erfolgreich eingeführte auf akustisch evozierten Potentialen (AEP) basierende Verfahren zum Hörscreening von Neugeborenen angewendet. Ziel der Untersuchung war es zunächst einen Screening-Pegel zu ermitteln, der eine möglichst zuverlässige Unterscheidung zwischen noch Normalhörenden und Probanden mit Verdacht auf einen therapiebedürftigen Hörverlust ermöglicht.
Material/Methoden: Für die Untersuchung wurde ein bereits beim Neugeborenen-Hörscreening erfolgreich etabliertes, AEP basierendes Screening-Gerät (easyScreen, MAICO GmbH) eingesetzt. Vom Hersteller wurde das Gerät so modifiziert, dass Screening-Pegel von 35 dBHL bis zu 70 dBHL in 5 dB-Schritten einstellbar sind. An der Studie nahmen 105 Erwachsenen ab 60 Jahren aufwärts teil. Bei jedem wurde jeweils für beide Ohren die Screening-Hörschwelle ermittelt und zusätzlich das vollständige Tonaudiogramm, um hiervon ausgehend den Anteil tatsächlich therapiebedürftiger Hörstörungen ermitteln zu können. Ergänzend wurde ein standardisierter Fragebogen (HHIE-S) eingesetzt, um die subjektive Einschätzung des individuellen Hörvermögens zu erheben.
Ergebnisse: Die vorläufigen Hörscreening-Messungen bei Erwachsenen konnten zuverlässig und mit ähnlichem Zeitaufwand wie beim Neugeboren-Hörscreening durchgeführt werden. Es zeigt sich, dass der optimale Screening-Pegel für Erwachsene im Bereich zwischen 60 und 65 dBHL liegt. Die Auswertung des Fragebogens zeigt eine deutlich schlechtere Korrelation zum gemittelten Hörschwellenverlauf als die Screening-Ergebnisse.
Schlussfolgerung: Ein AEP basierendes Hörscreening bei Erwachsenen, vergleichbar mit dem Neugeborenen-Hörscreening, bietet eine sinnvolle Möglichkeit für eine erfolgreiche Hörintervention, um die Langzeitfolgen eines Hörverlusts zu verhindern. Wie erwartet liegt der Screening-Pegel bei Erwachsenen deutlich höher als bei Neugeborenen (35 dBHL). Eine vorliegende Diskrepanz zwischen objektiven Hörergebnissen und subjektiver Einschätzung des Hörvermögens (Ergebnis des Fragebogens) unterstreicht die Notwendigkeit eines objektiven Hörscreenings bei Erwachsenen.