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Abschätzung der intracochleären Integrität durch den durch den Effekt des Interphasenabstandes bei Summenaktionspotenzialmessungen bei CI-Patienten mit intracochleärer Dexamethasoninstillation mittels dem intracochleären Katheter (INCAT)
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Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
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Fragestellung: Mit Ausweitung der Indikationen für die Versorgung mit einem Cochleaimplantat (CI) nimmt Hörerhalt einen wichtigen Stellenwert ein. Spezielle Operationstechniken, wie die schonende Chirurgie im Bereich des runden Fensters, Fluten der Paukenhöhle mit Steroiden vor Elektrodeninsertion und eine behutsame und langsame Insertion der Elektrode durch einen Roboter, werden zur Schonung intracochleärer Strukturen durchgeführt. Allerdings erreichen intratympanal applizierte Steroide durch Diffusion nur eingeschränkt die apikalen Bereiche der Cochlea, welche insbesondere bei Patienten mit Tieftonrestgehör essenziell sind. Ein intracochleärer Katheter (INCAT) wurde entwickelt, um Medikamente intracochleär zu applizieren. Mit der neuartigen Messmethode des Effektes des Interphasenabstandes (IPG) bei Summenaktionspotenzialmessungen (ECAP) kann die Integrität von gesunden Spiralganglionneuronen (SGN) abgeschätzt werden. Die vorliegende Studie verwendete den IPG-Effekt, um die Integrität gesunder SGN zwischen zwei Gruppen zu vergleichen: Dexamethason intracochleär mit den INCAT, versus intratympanal prae insertionem in traditioneller Weise.
Methoden: Prospektive Studie von 16 CI-Patienten mit an Taubheit grenzendem Hörverlust (=INCAT deaf) und Restgehör (=INCAT HP: n=3) wurden vor Elektrodeninsertion intracochleär mit Dexamethason behandelt. Impedanzen, automatische ECAP (AutoART) Messungen des IPG-Effektes (IPG 2,1 vs. 20 us), sowie Reintonaudiogramme für Patienten mit Restgehör wurden post insertionem und zu den Anpassungszeitpunkten Aktivierung, 1-, 3-, 6-Monate nach Aktivierung erfasst. Selbige Messungen wurden für die Kontrollkohorte bestehend aus 24 Audiogramm-gematchten Patienten (=control deaf: n=11; control HP: n=10) durchgeführt.
Ergebnisse: Impedanzen zeigten keine niedrigeren Werte für die INCAT-Gruppe an postoperativen Zeitpunkten. Der postoperative Verlauf der Hörschwelle von Patienten mit Restgehör war für beiden Gruppen gleich. Der IPG-Effekt wies auf eine signifikant bessere Integrität der SGN in der INCAT-Gruppe zum Aktivierungszeitpunkt hin (p<0,05), insbesondere für mittlere (p<0,05) und basale (p<0,01) Elektrodenkontakte. Postoperative Werte der Unbehaglichkeitsschwelle (=loudest applicable presentation level, LAPL) während der AutoART-Messungen waren signifikant niedriger in der INCAT-Gruppe zum Zeitpunkt der Aktivierung (p<0,001) und 3-Monate (p<0,01) und am niedrigsten für Patienten mit Restgehört (p<0,01).
Schlussfolgerung: Der IPG-Effekt ist ein neuartiges Messinstrument, um die Integrität der SGN zu beurteilen. Die intracochleäre Behandlung mit Dexamethason scheint die Integrität der SGN für eine kurze Zeit nach der Implantation verbessern, insbesonders medial und basal. Weitere, ggf. potentere Agenzien könnten längerfristige Effekte erreichen.