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Ergebnisse der AD-HEARING-Studie – Hörgerätenutzung, kognitive Leistungsfähigkeit und psychisches Wohlbefinden
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Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
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Hintergrund: Altersbedingte Hörminderung zählt zu den modifizierbaren Demenzrisikofaktoren und ist häufig mit psychischen Begleitsymptomen verbunden. Eine Versorgung mit Hörgeräten könnte dieses Risiko vermindern und dabei kognitive und psychische Funktionen erhalten. In der Studie AD-HEARING sollen der Einfluss von Hörminderung und der Hörgerätenutzung auf kognitive Funktionen und verschiedene Aspekte psychischen Wohlbefindens untersucht werden.
Methoden: Im Zeitraum von Mai 2021 bis Mai 2023 wurden 31 Personen mit audiometrisch bestätigter Hörminderung in die Studie eingeschlossen, 28 davon schlossen die Studie mit einer Nachuntersuchung sechs Monate später ab (Auswertungsstichprobe N = 28). Der Erfolg der Hörgeräteversorgung wurde mittels Anpassprotokollen überprüft, die Tragedauer wurde psychometrisch mit der deutschen Fassung des Internationalen Inventars zur Evaluation von Hörgeräten (IIEH bzw. IOI-SH) erfasst. Die folgenden Endpunkte wurden zwischen Hörgerätenutzern (> 8 h tägliche Tragedauer) und -nichtnutzern (≤ 8 h tägliche Tragedauer) analysiert:
- 1.
- Kognition: Consortium To Establish a Registry for Alzheimer’s Disease (CERAD-plus, Chandler score),
- 2.
- Depression: Geriatric Depression Scale, 15-item Kurzform (GDS-KF),
- 3.
- soziale Isolation: Lubben Social Network Scale-6-item Form (LSNS-6),
- 4.
- psychische Belastung: Symptom Checklist-90®-Standard General Symptom Index (SCL-90®-S GSI) und
- 5.
- gesundheitsbezogene Lebensqualität (visuelle Analogskala des EQ-5D).
Ergebnisse: Bei 11 Teilnehmenden mit Hörminderung (39,3%) musste die Diagnose eines Mild Cognitive Impairments vergeben werden. Nur eine Minderheit war von psychischen Symptomen betroffen (n = 1–2, 3, 6–10,7% mit auffälligen Werten bei psychologischen Endpunkten). Kein primärer Endpunkt unterschied sich zwischen Hörgerätenutzern und –nichtnutzern im Verlauf (alle Interaktionseffekte ns). Zum Nachuntersuchungszeitpunkt waren jedoch die Zwischengruppenunterschiede für psychische Belastung und Lebensqualität stärker ausgeprägt mit günstigerem Outcome für die Hörgerätenutzer.
Schlussfolgerungen: Altersbedingte Hörminderung ist häufig mit kognitiven Einschränkungen verbunden. Es bleibt jedoch weiterhin unklar, ob eine Versorgung mit Hörgeräten kognitive Beeinträchtigungen günstig beeinflussen kann. Zusätzliche große Studien mit längeren Nachbeobachtungszeiträumen sind erforderlich, um außerdem spezifische Risikogruppen zu identifizieren, die stärker kognitiv von einer Hörgeräteversorgung profitieren könnten.