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Hörgesundheit und Versorgungssituation von Bewohnerinnen und Bewohnern in Pflegeeinrichtungen – helfen Schulungen für das Pflegepersonal, damit Maßnahmen nachhaltig umgesetzt werden?
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Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
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Fragestellung: Folgen eines nicht behandelten Hörverlusts im Alter können u.a. der Abbau von kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten sowie sozialer Rückzug sein [1]. Verschiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass Schulungen für das Personal von Pflegeeinrichtungen ein Baustein sein können, um die Hörgesundheit und Versorgungssituation der dort lebenden Senior*innen zu verbessern [2]. Inhalte einer Schulung können z.B. die Vermittlung von Wissen über Hörverluste, das Erkennen hörbedingter Kommunikationsschwierigkeiten, Handling und Pflege von Hörgeräten und die Vermittlung von Kommunikationstaktiken bei Schwerhörigkeit sein. Offen ist jedoch bislang, ob sich die Versorgungssituation und Hörgesundheit von Bewohner*innen in den Pflegeeinrichtungen nach einer solchen Schulung des Personals nachhaltig verändert.
Methoden: In der vorliegenden Untersuchung wurden qualitative Interviews mit n=24 Personen aus sieben der insgesamt 73 Pflegeeinrichtungen geführt, die zuvor an dem Präventionsprogramm „Hören und Kommunikation in Pflegeeinrichtungen“ (Bayern) teilgenommen hatten. Neben Hörüberprüfungen von Bewohner*innen umfasste das Programm weitere Bausteine wie die Begehung der Einrichtung und Beratung zu Schallschutzmaßnahmen sowie eine Schulung des Personals. Darüber hinaus können alle Einrichtungen nach ca. einem Jahr nach Abschluss des Präventionsprogramms an einer Follow-Up Online Befragung (SoSci Survey) teilnehmen. Von n=32 Personen liegen Angaben vor, inwiefern die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden konnten und welche Faktoren bzw. Akteure die nachhaltige Umsetzung beeinflusst haben.
Ergebnisse: Die Inhalte der Schulung des Personals hatten in einigen Einrichtungen dazu geführt, dass die Mitarbeitenden ihr Kommunikationsverhalten gegenüber den Bewohner*innen angepasst haben. Darüber hinaus entstanden in einigen Fällen Kooperationen mit HNO-Praxen und Hörakustiker*innen, so dass Ohrerkrankungen behandelt und Hörversorgungen angestoßen werden konnten. Als Hindernisse für eine nachhaltige Implementierung der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden fehlende finanzielle und zeitliche Ressourcen genannt. Die Ergebnisse der Interviews und Follow-up-Befragung zeigen, dass für eine langfristige und nachhaltige Veränderung nicht allein die Pflegeeinrichtungen, sondern auch weitere Akteure einbezogen werden müssen, da diese ebenfalls einen Einfluss auf die Versorgungssituation haben. Dazu zählen u.a. die Angehörigen, aber auch die Kranken- und Pflegekassen sowie Akteure auf politischer Ebene.
Schlussfolgerungen: Insgesamt zeichnet sich ab, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen auch nach Abschluss des Präventionsprogramms in den Pflegeeinrichtungen von den Mitarbeitenden weiterverfolgt werden. Neben der Hördiagnostik und -versorgung von Bewohner*innen ist die Schulung der Mitarbeitenden ein wichtiger Baustein, um die Versorgungssituation und Hörgesundheit zu verbessern.
Literatur
- 1.
- Ludlow K, Mumford V, Makeham M, Braithwaite J, Greenfield D. The effects of hearing loss on person-centred care in residential aged care: a narrative review. Geriatr Nurs. 2018 May-Jun;39(3):296-302. DOI: 10.1016/j.gerinurse.2017.10.013
- 2.
- Punch R, Horstmanshof L. Hearing loss and its impact on residents in long term care facilities: Asystematic review of literature. Geriatr Nurs. 2019 Mar-Apr;40(2):138-147. DOI: 10.1016/j.gerinurse.2018.07.006