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Erprobung eines standardisierten Hörtrainingsprogramms bei erfahrenen Cochlea Implantat-Nutzern
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Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
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Hörtraining ist ein wichtiger Teil der Routine in der Cochlea Implantat (CI) -Nachsorge und -Rehabilitation. Die angewandten Methoden sind allerdings sehr individuell und nur wenige Studien haben bisher standardisierte Trainingskonzepte evaluiert. In dieser Studie untersuchen wir die Anwendbarkeit und Effektivität eines standardisierten strukturierten Selbsttrainings für zu Hause bei erwachsenen, erfahrenen CI-Nutzern. Das eingesetzte terzo-Gehörtraining wurde ursprünglich für Hörgeräteträger entwickelt und wird seit mehr als 15 Jahren bei Hörgeräteversorgungen angewendet. Insgesamt führten 14 bilateral versorgte CI-Nutzer (6 männlich; Medianalter: 53 Jahre, range: 24–81 Jahre; mediane CI-Erfahrung: 7 Jahre, range: 1–29 Jahre (rechts), 6 Jahre, range: 2,5–15 Jahre (links)) und 13 unilateral versorgte CI-Nutzer (7 männlich; Medianalter: 55 Jahre, range: 39–83 Jahre; mediane CI-Erfahrung: 2 Jahre, range: 1–2,5 Jahre (rechts) bzw. 2 Jahre, range: 1,5–2,5 Jahre (links)) die 14 Trainingseinheiten (je rund 60 Minuten, sieben verschiedene Aufgaben auf Wort-/Satz-/Textebene) innerhalb von drei Wochen in Eigenregie zu Hause durch. Das Training wurde unter Benutzung eines CD-Rekorders und Übungsbuches absolviert. Der Fokus liegt auf der Verbesserung des Sprachverstehens im Störgeräusch; das Signal-Rauschverhältnis verkleinert sich automatisch im Trainingsverlauf. Die unilateral versorgten CI-Nutzer führten das Training in direkter Kopplung durch. Alle Teilnehmer nutzten ein spezielles CI-Programm ohne Einsatz adaptiver Parameter. Objektive und subjektive Maße des Hörens und Sprachverstehens (d.h. Audiometrie, Fragebögen) sowie neuropsychologische Tests (bspw. zur Erfassung der Verarbeitungsgeschwindigkeit) wurden an verschiedenen Testzeitpunkten (vor dem Training, nach einer Woche Training, nach drei Wochen Training, 3 Monate nach Trainingsende) eingesetzt. Die Mehrheit der Teilnehmer beider Gruppen absolvierte 100% des Trainingsmaterials (n=12 bilaterale, n=12 unilaterale CI-Nutzer), alle Teilnehmer absolvierten >60% des Materials. Bezüglich des Anforderungslevel der Trainingseinheiten gaben die bilateral versorgten CI-Nutzern an, sich „manchmal“ überfordert gefühlt zu haben, während die unilateral versorgten CI-Nutzer sich „selten“ überfordert fühlten. Non-parametrische Analysen zeigten Verbesserungen im Sprachverständnis im Störschall und in Aspekten der hörbezogenen Zufriedenheit und Lebensqualität direkt nach dem Training und zur Folgeuntersuchung, mit spezifischen Ergebnissen in beiden Gruppen. In Summe weisen die Daten dieser Studie darauf hin, dass ein standardisiertes strukturiertes Hörtrainingsprogramm selbstständig von erwachsenen, erfahrenen CI-Nutzern durchgeführt werden und damit zu einer effektiven Nachsorge der implantierenden Klinik beitragen kann. Das terzo Gehörtraining sollte in weiteren Studien an die Bedürfnisse von CI-Nutzern angepasst werden, auch eine digitale Variante sollte erprobt werden.