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Vorhersage des Versorgungsergebnisses mit Cochlea-Implantat
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Veröffentlicht: | 18. März 2025 |
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Hintergrund: Die Versorgung mit einem Cochlea-Implantat (CI) kann Menschen mit einem hochgradigen Hörverlust helfen, die Hör- und Sprachwahrnehmung wiederzuerlangen. Obwohl viele Patienten von einem CI profitieren, zeigt sich eine große Variabilität hinsichtlich des Sprachverstehens unter den Patienten. Es ist deshalb von klinischer Relevanz, Methoden zu entwickeln, die eine zuverlässige Prognose des CI-Versorgungsergebnisses ermöglichen. In diesem Zusammenhang lieferten frühere Studien, welche die Frage untersuchten, ob das CI-Versorgungsergebnis vorhergesagt werden kann, heterogene Ergebnisse (z.B. Blamey et al. [1], Hoppe et al. [2]).
Methoden: In einer retrospektiven Analyse wurden verschiedene präoperative audiologische Parameter von insgesamt 250 in der Uniklinik Köln versorgten CI-Patienten untersucht. Hierfür wurden verschiedene statistische Modelle berechnet und validiert. Die Zielvariable war der Freiburger Sprachtest (FST) mit einem Pegel von 65 dB (SPL) zum Zeitpunkt der 1. Jahreskontrolle. Das „beste“ Modell wurde dann in einem zweiten Schritt einmal um einige kognitive Faktoren und einmal um elektrophysiologische Faktoren erweitert, um die Frage zu untersuchen, ob durch die Hinzuziehung dieser Faktoren die Varianz im Versorgungsergebnis besser erklärt werden kann.
Ergebnisse: Es zeigte sich, dass einige statistische Modelle, welche bereits in früheren Studien gute Ergebnisse lieferten, auf unserem Datensatz zu keinem robusten Modell führten. In Anlehnung an Hoppe et al. [2] führte jedoch die Auswahl einer Subgruppe von Patienten mit einem FST von größer als 50% zu einem robusten Modell. Dieses wurde mittels Best-Selection-Algorithmus und mit zehnfacher Kreuzvalidierung berechnet und beinhaltete die vier Parameter Alter, Dauer des Hörverlustes, ipsilaterale Hörschwelle und HG-Nutzung. Die zusätzliche Einbeziehung von kognitiven und elektrophysiologischen Faktoren zeigte unterschiedliche Ergebnisse. Während die beiden kognitiven Faktoren Arbeitsgedächtnis und Lern- und Merkfähigkeit das Modell verbesserten, also zu einer besseren Vorhersage des Sprachverstehens mit CI führten, konnten die elektrophysiologischen Parameter keine zusätzliche Variabilität erklären.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse zeigen, dass es weiterhin schwierig ist, das CI-Versorgungsergebnis auf Grundlage von präoperativ erhobenen Parametern vorherzusagen. Die in der Literatur bekannten Modelle sind meist schwierig reproduzierbar, da sich die Patientengruppen und die verwendeten Parameter oft stark voneinander unterscheiden. Trotzdem ist es möglich, zumindest eine grobe Einschätzung des Ergebnisses abzugeben. Dabei scheint die zusätzliche Berücksichtigung von kognitiven Faktoren sinnvoll zu sein, wie unsere Ergebnisse vermuten lassen.
Dieses Projekt wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Projekt-Nummer 415896102, unterstützt.
Literatur
- 1.
- Blamey P, Artieres F, Başkent D, Bergeron F, Beynon A, Burke E, Dillier N, Dowell R, Fraysse B, Gallégo S, Govaerts PJ, Green K, Huber AM, Kleine-Punte A, Maat B, Marx M, Mawman D, Mosnier I, O'Connor AF, O'Leary S, Rousset A, Schauwers K, Skarzynski H, Skarzynski PH, Sterkers O, Terranti A, Truy E, Van de Heyning P, Venail F, Vincent C, Lazard DS. Factors affecting auditory performance of postlinguistically deaf adults using cochlear implants: an update with 2251 patients. Audiol Neurootol. 2013;18(1):36-47. DOI: 10.1159/000343189
- 2.
- Hoppe U, Hast A, Hornung J, Hocke T. Evolving a Model for Cochlear Implant Outcome. J Clin Med. 2023 Sep 26;12(19):6215. DOI: 10.3390/jcm12196215