gms | German Medical Science

24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Entwicklung des Repeat-Recall-Tests in deutscher Sprache

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Simon Müller - Widex Hörgeräte GmbH, Stuttgart, DE
  • Sina Prosser - Hochschule Aalen, Aalen, DE
  • Steffen Kreikemeier - Hochschule Aalen, Aalen, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc186

doi: 10.3205/22dga186, urn:nbn:de:0183-22dga1865

Veröffentlicht: 12. September 2022

© 2022 Müller et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Der Repeat-Recall-Test (RRT) [1] dient zur Ermittlung der Sprachverständlichkeit unter Verwendung von Sätzen sowohl mit viel Kontext (high context – HC) als auch wenig Kontext (low context – LC) bei Signal-Rausch-Abständen (SNR) von 0, 5, 10 und 15 dB SNR sowie in Ruhe. Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde eine deutsche Version des RRT entwickelt. Der vorgestellte Test erlaubt ebenfalls Rückschlüsse auf die kognitive Leistungsfähigkeit durch Absolvieren einer Erinnerungsaufgabe. Zusätzlich sollen subjektive Angaben über die empfundene Höranstrengung und maximale Zeit in Minuten, die in dieser Hörsituation verbracht werden könnte, die Messreihe vervollständigen.

Methoden: In Anlehnung an den englischen RRT wurden für die deutsche Version fünf Themengebiete des Alltags bestimmt (Bücher & Filme, Essen, Einkaufen, Musik und Sport). Jedes Themengebiet umfasst sieben Satzlisten, deren jeweils sechs Sätze in beiden Kontext-Kategorien (HC und LC) für die deutsche Sprache definiert und akustisch aufgezeichnet wurden. Das sprachliche Niveau aller Sätze ist in etwa auf dem Leseniveau von Viertklässlern. Die Erstellung des LC erfolgte auf Basis des HC einer jeden Satzliste. Hierfür wurden einzelne Wörter innerhalb einer Liste vertauscht, um das phonetische Gleichgewicht und die Syntax zu wahren, auf semantischer Ebene jedoch keinen Sinn zu ergeben. Als Störgeräusche wurde ein Stimmgewirr aus zwei Sprechern erstellt, das in der Wiedergabe softwareseitig durch ein sprachgewichtetes Rauschen ersetzt werden kann. Eine Präsentation kann aus 0° und 180° erfolgen.

Ergebnisse: Die in deutscher Sprache aufgezeichneten Sätze aller Themengebiete für HC und LC wurden auf ihre phonetische Äquivalenz gemäß DIN EN ISO 8253-3 untersucht. Analog zu der Auswertung von Exter et al. [2] wurde die Phonemverteilung anhand ihrer absoluten und relativen Häufigkeit bewertet. Die Ergebnisse des HC und LC sind vergleichbar mit einer Auswertung des Kieler Lexikons [3] und wurden dadurch als repräsentativ für die deutsche Sprache definiert.

Zusammenfassung und Ausblick: Der RRT ermöglicht eine schnelle Einordnung der Sprachverständlichkeit und kognitiven Leistungsfähigkeit in unterschiedlichen SNR-Situationen. Zur Anwendung kann dies als Zusatzinformation in Vergleichsmessungen, zur Validierung von Signalverarbeitungen oder zur Definition weiterer Rehabilitations­maßnahmen dienen. In weiteren Schritten soll das Sprachmaterial des deutschen RRT auf seine Vergleichbarkeit mittels normalhörender Probanden validiert werden. Zudem ist eine Normalisierung in unterschiedlichen Altersklassen geplant.

Schlüsselwörter: Satztest, Sprachverstehen, Höranstrengung, Working Memory, Signal-Rausch-Abstand


Literatur

1.
Slugocki C, Kuk F, Korhonen P. Development and clinical applications of the ORCA Repeat and Recall Test (RRT). Hearing Review. 2018; 25(12):22-26.
2.
Exter M, Winkler A, Holube I. Phonemische Ausgewogenheit des Freiburger Einsilbertests. HNO. 2016;64:557–563.
3.
Kohler K J. Einführung in die Phonetik des Deutschen. 2., neubearb. Aufl. Berlin: Erich Schmidt Verlag; 1995.