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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Wie gut nehmen Nutzer von Cochlea-Implantaten die Emotion sprachkodierter Sätze wahr?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ece Koyutürk - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Experimentelle Audiologie, Magdeburg, DE
  • Ingo Siegert - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, DE
  • Jesko L. Verhey - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, DE
  • Martin Böckmann-Barthel - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc166

doi: 10.3205/22dga166, urn:nbn:de:0183-22dga1664

Veröffentlicht: 12. September 2022

© 2022 Koyutürk et al.
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Gliederung

Text

Sprache transportiert Emotionen parallel zu den geäußerten Wörtern deren Verständnis für die Kommunikation und Sprachrezeption unerlässlich ist. Wichtige Paraverbale Variablen dabei sind der Verlauf der Grundfrequenz, Intensität, Sprechtempo und -pausen. Wird Sprache wie bei digitaler Telefonie oder Sprachassistenzsystemen datenreduziert wiedergegeben, verringert sich die Ausprägung dieser Merkmale. Es stellt sich die Frage, inwieweit eine Datenreduktion der Wiedergabe die transportierte Emotion für CI-Nutzer verbirgt.

Teilnehmer der laufenden Studie sind erfahrene CI-Nutzer und eine normalhörende Kontrollgruppe. Als Material dienen von Schauspielern eingesprochene Beispielsätze des Berliner EMO-DB-Korpus. Die Sätze sind inhaltlich neutral gehalten aber in sieben verschiedenen Emotionen eingesprochen. Sie wurden unkomprimiert sowie mit einem von drei Codecs (SPEEX, AMRWB, MP3) komprimiert im Freifeld über einen Lautsprecher dargeboten. Die Teilnehmer sollten nach der Darbietung eines jeden Satzes diesem eine Emotion zuordnen und angeben, wie sicher sie in ihrer Beurteilung sind.

Die Teilnehmer der CI-Gruppe waren für jede Emotion deutlich weniger exakt als die Kontrollgruppe. Besonders auffällig ist die Diskrepanz bei Freude, die von der Kontrollgruppe nahezu perfekt, von der CI-Gruppe jedoch mit deutlich geringer Präzision wahrgenommen und häufig als Wut annotiert wurde. Bei den Emotionen, die mit geringerer Präzision erkannt wurden, ist die Trefferrate mit der subjektiven Sicherheit der Entscheidung und der Antwortzeit korreliert.

Wie erwartet ist es für CI-Nutzer im Vergleich zur Kontrollgruppe schwieriger, die Emotionen zu erkennen. Bemerkenswert ist, dass mit Freude und Wut zwei Emotionen besonders häufig verwechselt werden, die sich durch eine große Veränderung der Grundfrequenz auszeichnen. Besonders subjektive Sicherheit und Antwortzeit sind stark korreliert und stellen somit ein mögliches Maß für die Sicherheit der Entscheidung dar.