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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Musik-Mixing Präferenz bei bimodalen Cochlea-Implantat-Trägern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Leonard Imhäuser - Technische Hochschule Lübeck, Lübeck, DE
  • Tim Jürgens - Technische Hochschule Lübeck, Lübeck, DE
  • Karl-Ludwig Bruchhage - Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, DE
  • Daniela Hollfelder - Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc164

doi: 10.3205/22dga164, urn:nbn:de:0183-22dga1648

Veröffentlicht: 12. September 2022

© 2022 Imhäuser et al.
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Gliederung

Text

Musikwahrnehmung und Musikempfinden sind bei Cochlea-Implantat (CI)-Trägern stark eingeschränkt. Aktuelle Forschungen [1], [2] legen nahe, dass unilaterale CI-Träger Musikstücke bevorzugen, in denen der Gesang im Vergleich zu den Begleitinstrumenten mit höherem Pegel dargeboten wird. In der vorliegenden Studie wird untersucht, inwieweit sich die Präferenz von Musikstücken mit verstärktem Gesang auch bei bimodalen CI-Trägern (also bei zusätzlicher kontralateraler Versorgung mit einem Hörgerät) wiederfindet und welche Rolle hierbei das kontralaterale (mit Hörgerät versorgte) Ohr spielt.

Hierzu wurden zwei Experimente durchgeführt: Bei Experiment 1 wurden die Probanden gebeten mittels digitaler Schieberegler das bevorzugte Lautstärkeverhältnis zwischen einer Gesangsspur und einer Instrumentalspur einzustellen. In Experiment 2 wurde untersucht, ob vorverarbeitete Musik (mit hervorgehobenem Gesang) in einem paarweisen Vergleich gegenüber der Originalversion bevorzugt wurde.

Beide Experimente wurden von 8 bimodalen, postlingual ertaubte CI-Trägern (CI) und einer Referenzgruppe von 15 normalhörenden Probanden (NH) durchgeführt. Die Testung der CI-Gruppe erfolgte über Freifeld-Lautsprecher und über direktes Streaming in das CI, um die Rolle des akustisch hörenden Ohres zu untersuchen.

In der direkten Streaming-Bedingung von Experiment 1 stellte die bimodale CI-Gruppe die Gesangsspur signifikant höher im Pegel ein als die normalhörende Kontrollgruppe (bis zu 2,3 dB). In der Freifeld-Bedingung von Experiment 1 wurde die Gesangsspur ebenfalls höher eingepegelt (bis zu 2,6 dB), jedoch waren die Ergebnisse stark von dem präsentierten Audiomaterial abhängig.

Experiment 2 zeigte stets einen signifikanten Unterschied in der angegebenen Präferenz zwischen der bimodalen CI Gruppe und der NH-Kontrollgruppe. Die normalhörende Kontrollgruppe bevorzugte stark die Originalversionen der dargebotenen Musikstücke (bis zu 95 % Präferenz für die Originalversion). Die Präferenz der CI-Gruppe orientiert sich bei der Freifeld Darbietung ebenfalls in Richtung Original bzw. unterscheidet sich über direktes Streaming in das CI nicht von der Ratewahrscheinlichkeit.

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass bimodale CI-Träger, insbesondere wenn Musik ins CI gestreamt wird, sich selbst eine betonte Gesangspur einstellen würden (Experiment 1). Dies könnte zu einem erhöhten Hörgenuss beitragen. Außerdem suggerieren die Ergebnisse, dass das konterlaterale Ohr eine dominierende Rolle bei der Freifeld Darbietung einnimmt. Ein Echtzeit-Algorithmus zur Spurentrennung stellt ein vielversprechendes Werkzeug für eine Implementierung in modernen Hörsystemen dar.

Eine Langfassung des Beitrags erhalten Sie hier:

https://www.dga-ev.com/fileadmin/dga2022/150.pdf


Literatur

1.
Buyens W, van Dijk B, Moonen M, Wouters J. Music mixing preferences of cochlear implant recipients: a pilot study. Int J Audiol. 2014 May;53(5):294-301. DOI: 10.3109/14992027.2013.873955 Externer Link
2.
Pons J, Janer J, Rode T, Nogueira W. Remixing music using source separation algorithms to improve the musical experience of cochlear implant users. J Acoust Soc Am. 2016 Dec;140(6):4338. DOI: 10.1121/1.4971424 Externer Link