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Einfluss des präoperativen Sprachverstehens auf das postoperative Ergebnis mit CI
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Veröffentlicht: | 12. September 2022 |
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Einleitung: In Deutschland sind erst 60.000 von mehr als einer Million Hörgeschädigten, die von einem Cochlea-Implantat (CI) profitieren könnten, mit einem derartigen System versorgt. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Ungewissheit bezüglich des Hörvermögens nach Implantation. Denn der Erfolg mit dem CI lässt sich bisher nicht verlässlich vorhersagen und kann bei jedem Patienten unterschiedlich ausfallen [1]. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Faktoren wie Alter bei der Implantation [2], über das präoperative Hörvermögen [3], [4] bis hin zu kognitiven Fähigkeiten und Begleiterkrankungen. Im Rahmen der Untersuchung sollte nun der Einfluss des präoperativen Sprachverstehens unter optimaler Nutzung des vorhandenen Restgehörs auf das postoperative Sprachverstehen mit CI untersucht werden.
Methoden: Das postoperative Sprachverstehen wurde in Abhängigkeit des präoperativen Sprachverstehens analysiert. Die Sprachtests (adaptiver Oldenburger Satztest (OLSA), Freiburger Einsilbertest) wurden präoperativ mit einem simulierten und standardisierten Hörgerät, dem Master Hearing Aid (MHA), und postoperativ mit dem CI durchgeführt.
Ergebnisse: Erste statistische Analysen zeigen, dass die präoperativ ermittelte 50%-Sprachverständlichkeitsschwelle im OLSA einen positiven Einfluss (n = 12, r = 0,634, p = 0,027) auf die postoperative Sprachverständlichkeitsschwelle hat. Insgesamt wurde 40,2% der Variabilität durch das Modell erklärt. In Bezug auf das postoperative Einsilberverstehen konnte kein signifikanter Einfluss (n = 30, r = 0,046, p = 0,808) des präoperativen Faktors festgestellt werden.
Schlussfolgerungen: Der präoperativ durchgeführte OLSA mit MHA stellt einen prädiktiven Faktor für das postoperative Sprachverstehen mit CI dar. Weitere Untersuchungen mit einer höheren Fallzahl sind geplant, um den beobachteten Zusammenhang zu bestätigen und die statistische Aussagekraft zu erhöhen. Ebenso ist eine Analyse von weiteren potenziellen Prädiktoren notwendig, um ein besseres Verständnis der interindividuellen Ergebnisvariabilität zu erreichen und eine verlässliche Vorhersage des Hörerfolgs treffen zu können.
Literatur
- 1.
- Kronenberger WG, Henning SC, Ditmars AM, Pisoni DB. Language processing fluency and verbal working memory in prelingually deaf long-term cochlear implant users: A pilot study. Cochlear Implants Int. 2018; 19(6):312-323.
- 2.
- Beyea JA, McMullen KP, Harris MS, Houston DM, Martin JM, Bolster VA, Adunka OF, Moberly AC. Cochlear Implants in Adults: Effects of Age and Duration of Deafness on Speech Recognition. Otology and Neurotology. 2016; 37:1238-1245.
- 3.
- Haumann S, Hohmann V, Meis M, Herzke T, Lenarz T, Büchner A. Indication criteria for cochlear implants and hearing aids: impact of audiological and non-audiological findings. Audiol Res. 2012; 2(1):e12.
- 4.
- Hoppe U, Hocke T, Hast A, Iro H. Das maximale Einsilberverstehen als Prädiktor für das Sprachverstehen mit Cochleaimplantat. HNO. 2019; 67:199–206.