gms | German Medical Science

24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Nutzen von Richtmikrofontechnologien für die Schalllokalisation im Störgeräusch bei CI-Nutzern mit ein- und beidseitiger Taubheit

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Wesarg - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde – Kopf und Halschirurgie, Freiburg, DE
  • Iris Kuntz - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde – Kopf und Halschirurgie, Freiburg, DE
  • Susan Arndt - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde – Kopf und Halschirurgie, Freiburg, DE
  • Antje Aschendorff - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde – Kopf und Halschirurgie, Freiburg, DE
  • Konstantin Wiebe - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde – Kopf und Halschirurgie, Freiburg, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc137

doi: 10.3205/22dga137, urn:nbn:de:0183-22dga1372

Veröffentlicht: 12. September 2022

© 2022 Wesarg et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Für das Sprachverstehen in geräuschvollen Umgebungen sind Richtmikrofone vorteilhaft. Ihre Anwendung kann jedoch zu einer nachteiligen Veränderung der zur Schalllokalisation benötigten Cues und damit zu einer Abnahme der Lokalisationsfähigkeit von CI-Nutzern führen. Das Ziel unserer laufenden Studie besteht in der Erfassung der Fähigkeit zur Schalllokalisation im Störgeräusch bei bilateralen CI (BiCI)-Nutzern sowie einseitig tauben (single-sided deaf, SSD) CI-Nutzern in Abhängigkeit von der im Soundprozessor SONNET 2 verwendeten Mikrofoncharakteristik (Natural, Adaptive, Omni). Weiterhin soll der Nutzen der Verwendung eines zweiten CIs bzw. eines CIs für die Schalllokalisation im Störgeräusch bei BiCI- und SSD CI-Nutzern ermittelt werden.

Methoden: Drei BiCI-Nutzer und sechs SSD CI-Nutzer wurden bisher untersucht. Die Schalllokalisation wird in einem reflexionsarmen Raum erfasst. Als zu lokalisierende Stimuli werden die Namen Kerstin, Stefan und Wolfgang aus dem Oldenburger Satztest verwendet. Diese Stimuli werden mit jeweils zwei verschiedenen Schallpegeln und zwei spektralen Varianten in zufälliger Reihenfolge von einem von zwölf im Vollkreis im Winkelabstand von 30° positionierten Lautsprechern im Multitalker Babble-Störgeräusch dargeboten. Dabei wird das Störgeräusch aus acht in einem Winkelabstand von 45° im Vollkreis positionierten Lautsprechern unkorreliert präsentiert. Die Schalllokalisation wird bei den BiCI-Nutzern bei bilateraler Verwendung der beiden Richtmikrofontechnologien Natural und Adaptive sowie der omnidirektionalen Mikrofoncharakteristik Omni in zwei Soundprozessoren SONNET 2 ermittelt. Dazu vergleichend wird die Schalllokalisation auch bei unilateraler Verwendung der Richtmikrofontechnologien Natural mit dem 1. bzw. dem 2. CI erfasst. Bei den SSD CI-Nutzern wird die Schalllokalisation unversorgt sowie mit dem SONNET 2 jeweils mit Natural, Adaptive und Omni gemessen.

Ergebnisse: In beiden Gruppen von CI-Nutzern deutet sich sowohl ein kleinerer root mean square (RMS)-Lokalisationsfehler als auch eine geringere Häufigkeit an Vorn-Hinten-Verwechslungen, d. h. eine bessere Schalllokalisationsfähigkeit, bei Verwendung der Richtmikrofontechnologien Natural und Adaptive im Vergleich zum omnidirektionalen Mikrofon an. Zudem zeigen alle drei BiCI-Nutzer mit beiden CI und fünf der sechs SSD CI-Nutzer mit dem CI einen kleineren RMS-Fehler im Vergleich zum Hören mit nur einem CI (BiCI) bzw. unversorgt (SSD CI).

Schlussfolgerungen: Die vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass die beiden im SONNET 2 implementierten Richtmikrofontechnologien Natural und Adaptive im Vergleich zur omnidirektionalen Mikrofoncharakteristik bei BiCI-Nutzern und SSD-CI-Nutzern eine bessere Schalllokalisation im Störgeräusch ermöglichen. Sowohl BiCI-Nutzer als auch SSD CI-Nutzer profitieren bei der Schalllokalisation im Störgeräusch vom bilateralen Hören.