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Wahrnehmung von frequenzabhängigen Hörgerätelatenzen
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Veröffentlicht: | 12. September 2022 |
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Vor allem in offenen Hörsystemen können Latenzen zu einer Beeinträchtigung der Klangqualität führen. Hörgerätelatenzen werden vor allem spektral anhand von Kammfiltereffekten wahrgenommen und können – abhängig vom Frequenzbereich, in dem Direktschall und verzögerter Output des Hörsystems wechselwirken – schon im Bereich von unter einer Millisekunde wahrgenommen werden [1]. Neben konstanten Latenzen nutzen einige Hörgerätehersteller auch frequenzabhängige Latenzen, um analog zur Verarbeitung in der Cochlea eine höhere Frequenzauflösung bei niedrigen Frequenzen zu erhalten [2].
In dieser Studie soll die Wahrnehmbarkeit frequenzabhängiger Latenzen systematisch untersucht werden, um ein tiefergehendes Verständnis für die Überlagerung von Direktschall und Output des Hörsystems zu entwickeln. Dazu wird die Wahrnehmbarkeit von (frequenzabhängigen) Latenzen in drei Experimenten mithilfe von Schmalbandrauschen bei verschiedenen Frequenzen untersucht. Hierbei wird ein Schmalbandrauschen gegenüber sich selbst verzögert.
In den ersten zwei Experimenten wird eine Latenz auf eine Schmalband-Rausch-Komponente einer Frequenz aufgeprägt und die psychometrische Funktion der Latenzwahrnehmung bestimmt. Hierbei wird im ersten Experiment nur das latenzbehaftete Schmalbandrauschen präsentiert, während im zweiten Experiment zusätzliche Schmalband-Rausch-Komponenten ohne Latenz zeitgleich präsentiert werden. Ziel des dritten Experiments ist es, die Kombination von Latenzen über verschiedene Frequenzbänder hinweg zu quantifizieren. Hierzu werden verschiedene Latenzen auf verschiedene Schmalband-Rausch-Komponenten aufgeprägt. Dadurch kann untersucht werden, ob die durch die Latenzen verursachten Veränderungen des Stimulus über mehrere Frequenzbänder hinweg integriert werden oder ob eine Wahrnehmung des Vorhandenseins von Latenzen erst dann möglich ist, wenn die Wahrnehmungsschwelle der Latenz für (mindestens) ein Frequenzband erreicht beziehungsweise überschritten wird.
Vorläufige Ergebnisse zeigen eine Abhängigkeit der Wahrnehmungsschwellen der Latenzen von der Frequenz des Stimulus und eine Erhöhung der Wahrnehmungsschwellen, wenn weitere Stimuli ohne Latenz den latenzbehafteten Stimulus überlagern.