Artikel
Stapediusreflexschwellen im Freifeld zur Vermeidung von Über- oder Unterstimulation bei der Cochlea Implantat Anpassung
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 12. September 2022 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Ein herausfordernder Aspekt der Rehabilitation nach Cochlea-Implantation ist die Bestimmung des optimalen elektrischen Dynamikbereichs des CI-Systems. Ein gängiges Verfahren in der klinischen Routine ist die Festlegung des Dynamikbereichs auf Basis psychoakustischer Methoden. Das Bestimmen der Stimulationsintensität ausschließlich auf Basis subjektiver Angaben des Patienten kann zu Unter- oder Überstimulation führen. Beides kann vermieden werden, indem Stapediusreflexschwellen mit akustischen Reizen im freien Schallfeld oder elektrischer Einzelkanalstimulaton gemessen werden. Müller-Deile & Hey [1] empfehlen, die Stapediusreflexschwelle durch akustische Stimulation im freien Schallfeld zu messen. In diesem Ansatz sollten die akustischen Reflexschwellen zwischen 70 und 90 dB SPL liegen, ähnlich den Reflexschwellen Normalhörender [2]. Fraglich ist, ob eine Anpassung, die allein auf psychoakustischen Messungen beruht, zu Reflexschwellen in diesem Zielbereich führt. Das erste Ziel dieser Studie war daher die Bestimmung der akustischen Stapediusreflexschwellen von Patienten mit aktivierter Alltagsmap, deren Stimulationsintensität ausschließlich auf Basis psychoakustischer Methoden bestimmt worden war. Des Weiteren wurde untersucht ob die CI-TrägerInnen von einer reflexbasierten Anpassung in Bezug auf das Sprachverstehen profitieren.
Methode: 50 CI-TrägerInnen (N=57 Ohren) nahmen an dieser Studie teil. Voraussetzungen für die Studienteilnahme waren: mind. zehn Monate Erfahrung mit ihrem CI (MEDEL) und mind. ein intaktes Mittelohr zur Reflexableitung. Die akustische Stapediusreflexschwelle im freien Schallfeld wurde mit der aktivierten Alltagsmap durchgeführt. Für eine Untergruppe (N=20) wurde die verwendete Map auf der Grundlage der Stapediusreflexmessung modifiziert. Dabei wurde das Maximum des elektrischen Dynamikbereichs durch die elektrisch evozierte Stapediusreflexschwelle (ESRT) ersetzt [3]. Sprachaudiometrische Messungen wurden mit der verwendeten Map und mit der reflexbasierten Map durchgeführt.
Ergebnisse: Siebzig Prozent der Patienten wiesen Reflexschwellen im Zielbereich von 70-90 dB HL auf und wurden als adäquat stimuliert eingestuft. Zwanzig Prozent der Teilnehmer wiesen akustische Reflexschwellen deutlich kleiner als 70 db HL auf und wurden als überstimuliert eingestuft. Bei zehn Prozent der Teilnehmer war mit der verwendeten Map kein Reflex nachweisbar, jedoch waren Reflexe nach Erhöhung des elektrischen Dynamikbereichs nachweisbar. Sie wurden als unterstimuliert eingestuft. Das Sprachverstehen mit der reflexbasierten Map war im Vergleich zu der bisher verwendeten Alltagsmap tendenziell besser.
Schlussfolgerung: Die Messung der Stapediusreflexschwelle kann Über- oder Unterstimulation erkennen und korrigieren. Die Patienten können von der Stapediusreflexmessung im Sinne eines besseren Sprachverstehens profitieren.
Literatur
- 1.
- Müller-Deile J, Hey M. Audiologische Kontrolle des Cochlea-Implantat-Systems und Evaluation des Versorgungserfolges. Hörakustik, Cochlea Implantat Special. 2016: 09;53–58.
- 2.
- Franke-Trieger A, Mattheus W, Seebacher J, Zahnert T, Neudert M. Stapedius reflex evoked in free sound field in cochlear implant users compared to normal-hearing listeners. Int J Audiol. 2021 09;60(9):695-703. DOI: 10.1080/14992027.2020.1866780
- 3.
- Stephan K, Welzl-Müller K, Stiglbrunner H. Dynamic range of the contralateral stapedius reflex in cochlear implant patients. Scand Audiol. 1990;19(2):111-5. DOI: 10.3109/01050399009070761