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Einfluss der Ankopplung auf das Hörergebnis nach Soundbridge-Implantation – Vergleich des experimentellen Übertragungsverhaltens mit klinischen Daten
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Veröffentlicht: | 12. September 2022 |
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Zielsetzung: Die audiologischen Ergebnisse nach Soundbridge-Implantation weisen im klinischen Setting oft eine hohe Streubreite auf. Als ein wichtiger Einflussfaktor ist hierbei die Ankopplung des Floating Maß Transducer (FMT) zu betrachten. Daher sollten die Daten von humanen Felsenbeinexperimenten mit dem postoperativen Hörergebnis nach Soundbridge-Implantation verglichen werden. Aktorzielstrukturen waren der lange (LP-Coupler) und kurze (SP-Coupler) Ambossfortsatz, der Steigbügelkopf (Clip-Coupler) und die Rundfenstermembran (RW-Softcoupler).
Methoden: In Felsenbeinexperimenten wurde die Übertragung nach Vibroplastik bei 32 Felsenbeinen mittels Laser-Doppler-Vibrometrie auf der Steigbügelfußplatte für die vier Ankopplungsformen bestimmt. Weiterhin wurden die audiometrischen Daten von 69 Patienten 6 Monate nach der Soundbridge-Implantation analysiert. Als Zielparameter wurden das postoperative versorgte Sprachverstehen bei 65 dB, die gemittelte (500 – 4000 Hz) prä- und postoperative Knochenleitungshörschwelle, die versorgte Schwelle im Freifeld, die Ankopplungseffizienz und der Effective Gain zwischen den unterschiedlichen Couplern verglichen.
Ergebnisse: Im experimentellen Setting wies der LP-Coupler im Hauptsprachbereich (500 – 4000 Hz) tendenziell die beste Ankopplungsqualität bei niedrigen Frequenzen auf (500 bis 1000 Hz). Diese lag bis zu 15 dB über der ungünstigsten Ankopplungsmodalität (RW-Softcoupler). Bei den hohen Frequenzen (2000 bis 4000 Hz) zeigte hingegen der Clip-Coupler die beste Ankopplungsgüte. Diese lag 15 dB über der in diesem Frequenzbereich ungünstigsten Ankopplungsform (SP-Koppler).
Das postoperative Sprachverstehen bei 65 dB SPL und die gemittelte Freifeldschwelle (500 – 4000 Hz) wiesen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Ankopplungsformen auf. Die gemittelte Knochenleitungshörschwelle war in den ersten 6 Monaten postoperativ stabil. Für die Ankopplungseffizienz zeigte sich stratifiziert nach Ankopplungszielstruktur keine signifikanten Unterschiede (LP 8,9 dB ± 12,9; SP 9,5 ± 6,5 dB; Clip 5,2± 10,5 dB; RW 12,7 ± 11,0 dB, p>0,05). Allerdings bestätigten sich die aus den experimentellen Untersuchungen bekannte Unterlegenheit des RW-Softcoupler hinsichtlich der Übertragung im tieffrequenten Bereich und die tendenzielle Überlegenheit des Clip-Couplers im Hochfrequenzbereich. Allerdings verfehlten die klinischen Ergebnisse das Signifikanzniveau (p>0,05).
Schlussfolgerungen: Stratifiziert nach der Ankopplungszielstruktur zeigen sich in vivo keine signifikanten Unterschiede im Sprachverstehen. Die in den experimentellen Untersuchungen identifizierten Unterschiede wurden durch individuelle Biasfaktoren unterdrückt. Für die Indikationsstellung zur Soundbridge-Implantation sollten jedoch die frequenzabhängigen Unterschiede zwischen den verschiedenen Ankopplungsmodalitäten berücksichtigt werden, um ein zufriedenstellendes Sprachverstehen zu erreichen.