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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Strahlungsfreie Schätzung der Elektrodeneinführtiefe von Cochlea-Implantaten mittels Impedanz-Telemetrie: Ergebnisse zu intraoperativer Genauigkeit und langfristiger Stabilität

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stephan Schraivogel - Universität Bern, Inselspital, Hearing Research Laboratory, ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, Bern, CH
  • Philipp Aebischer - Universität Bern, Bern, CH
  • Georgios Mantokoudis - Universität Bern, Inselspital, Bern, CH
  • Stefan Weder - Universität Bern, Inselspital, Bern, CH
  • Marco Caversaccio - Universität Bern, Inselspital, Bern, CH
  • Wilhelm Wimmer - Universität Bern, Inselspital, Bern, CH

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc098

doi: 10.3205/22dga098, urn:nbn:de:0183-22dga0987

Veröffentlicht: 12. September 2022

© 2022 Schraivogel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eine zuverlässige wie robuste Bestimmung der Elektrodenpositionen von Cochlea-Implantaten (CI) bietet aussichtsreiche klinische Anwendungen. Naheliegend sind beispielsweise anatomiebasierte Anpassungsstrategien, um Audioprozessoren auf Grundlage der individuellen Tonotopie der Patienten zu programmieren. Zur Schätzung der Elektrodenpositionen können bereits verfügbare Impedanz-Telemetrie Aufzeichnungen verwendet werden, welche einen Ersatz für röntgenstrahlenbasierte sowie kostspielige Bildgebungsverfahren darstellen. Das primäre Ziel dieser retrospektiven Analyse ist die Validierung einer zuvor veröffentlichten und Impedanz basierten Methode zur Schätzung der Elektrodeneinführtiefe. Das sekundäre Ziel besteht darin, die Stabilität der Schätzmethode über einen längeren Zeitraum zu bewerten.

Methoden: In 69 Fällen mit lateralen Wandelektroden wurde die Ground-Truth Einführtiefe anhand von Computertomographie-Bildern (CT) gemessen. Für jeden dieser Fälle wurden Impedanz-Telemetrie Aufzeichnungen am Implantationsdatum bis zu einem Beobachtungszeitraum von mindestens 1 Jahr abgerufen. Auf Grundlage dieser Aufzeichnungen wurden die linearen und angulären Elektrodeneinführtiefen mit einem phänomenologischen Modell geschätzt. Die erhaltenen Schätzungen wurden im Anschluss mit Ground Truth Werten verglichen, um die Genauigkeit der Schätzmethode zu berechnen. Die Stabilität der Schätzmethode wurde mit einem linear mixed-effects Modell analysiert.

Ergebnisse: Die intraoperative Genauigkeit wurde für 56 Fälle mit vollständig inserierten Elektroden berechnet. Die Einführtiefen aller Elektroden wurden mit einem mittleren absoluten linearen Fehler von 0,77 ± 0,54 mm und einem Winkelfehler von 19 ± 17° (Mittelwert plus/minus Standardabweichung) im Vergleich zur postoperativen Ground Truth geschätzt. Um die Stabilität der Schätzmethode zu beurteilen, wurden 628 Impedanz-Telemetrie Aufzeichnungen von 54 Fällen bis zu einem maximalen Beobachtungzeitraum von 60 Monaten analysiert (7 bis 18 Telemetrie Aufzeichnungen pro Fall). Die postoperative Nachbeobachtungszeit hatte einen signifikant negativen Effekt auf die geschätzten linearen Einführtiefen (-0.01 mm pro Monat oder -0.13 mm pro Jahr; p <.001).

Schlussfolgerungen: Wir haben eine strahlungsfreie und Impedanz-basierte Methode zur objektiven Bewertung von Elektrodeneinführtiefen während und nach der CI-Insertion vorgestellt. Die Methode lieferte genaue intraoperative Schätzungen und deutete darauf hin, dass sich der Elektrodenträger in mehr Fällen als erwartet aus der Cochlea herausbewegt haben könnte. Unsere Methode könnte daher neue und klinisch relevante Anwendungen ermöglichen. Zu nennen sind anatomiebasierte Anpassungsstrategien oder eine postoperative Überwachung von Elektrodenmigration, ohne die Patienten einer zusätzlichen Strahlenbelastung auszusetzen.