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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

HEAR AFRICA! Implementierung des Neugeborenenhörscreenings in Tanzania – erste Ergebnisse

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Angelika Illg - Medizinische Hochschule Hannover, HNO-Klinik, Deutsches Hörzentrum Hannover, Hannover, DE
  • Anke Lesinski-Schiedat - Medizinische Hochschule Hannover, HNO-Klinik, Deutsches Hörzentrum Hannover, Hannover, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc064

doi: 10.3205/22dga064, urn:nbn:de:0183-22dga0641

Veröffentlicht: 12. September 2022

© 2022 Illg et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Qualitätskontrolle der erhobenen Neugeborenenhörscreeningsdaten (NHS) aus der Muhimbili University of Health and Allied Sciences (MUHAS) nach erster vor Ort und online Schulung sowie Monitoring.

Methodik: Im November 2019 fand in der MUHAS durch zwei Mitarbeiterinnen der Medizinischen Hochschule und der Leibniz Universität Hannover ein hands-on Workshop der zukünftigen Trainer und Leiter der zukünftigen Trainingszentrale mittels kultursensibler relationaler Didaktik statt. Neben der Schulung am aScreen-Gerät, dem portablen Hearing Screening System für OAE (Neurosoft), wurden die Trainer ausgebildet, selbständig hands-on workshops mit tansanischen Screenern durchzuführen, eine systematische Datenerfassung und Analyse vorzunehmen und potentielle Herausforderungen in Tanzania zu erkennen und zu diskutieren.

Ergebnisse: Neugeborene im Umkreis von etwa 40 km um MUHAS werden mittels NHS erfasst. Die ersten 999 Datensätze des ersten OAE-Screening zeigen 17% auffällige OAE-Befunde, davon 75% beidseitige und 25% einseitige. Einen erneuten Screeningtermin erhielten 88% der auffälligen Kinder, wovon 22% erschienen. Davon sind 6% der OAE- Messungen auffällig, was einer Inzidenz von 0,2% für die Gesamtpopulation entspricht. Zusätzliche Daten zeigen Erkrankungen der Mütter während Schwangerschaft und Wochenbett (z.B. HIV, Hepatitis, CMV, Fieber) sowie postnatale Infektionssymptome der Säuglinge und folgend eine hohe postnatale Gabe von ototoxischen Medikamenten.

Schlussfolgerungen: Die ersten OAE-Screeningdaten aus Daressalam zeigen bisher eine noch ungenügende Qualität, denn einerseits liegt eine hohe Anzahl an Risikofaktoren von Mutter und Kind vor, andererseits eine sehr niedrige Inzidenz auffälliger OAE-Screeningbefunde. Außerdem ist eine viel zu hohe Drop-out Rate von 14% zu verzeichnen. Die ersten online- Analysen zeigen Probleme in der Terminvergabe und schlechte Akzeptanz der Familien für ein zweites OAE-Screening. Die anstehende online Schulung wird weitere Ursachenforschung, Verbesserung der Drop-out Rate und sicheres Handling der Messung zum Inhalt haben. Weitere Datensätze zu OAE-Screenings werden nachfolgend neue Analysen möglich machen, die Einführung des NHS in Tanzania stabilisieren und zur Verbreitung dessen führen.