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Zur Kalibrierung von Einsteckhörern für Infraschall und tieffrequenten Hörschall: Real-Ear-to-Coupler Differences (RECD)
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Veröffentlicht: | 12. September 2022 |
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Zur Kalibrierung von Einsteckhörersystemen, die in Hörversuchen, wie z. B. bei der Messung von Hörschwellen, zum Einsatz kommen, werden üblicherweise Simulatoren für den abgeschlossenen Gehörgang nach IEC 60318-4 [1] verwendet. Mit einem solchen Ohrsimulator lässt sich die akustische Übertragungsimpedanz für den abgeschlossenen Gehörgang eines normalen erwachsenen menschlichen Ohres im Frequenzbereich von 100 Hz bis 10000 Hz simulieren. Unterhalb von 100 Hz stellt der Ohrsimulator lediglich einen akustischen Kuppler dar, der jedoch oft, mangels besser geeigneter Alternativen, auch für Frequenzen bis in den Infraschall-Bereich hinein verwendet wird.
Unterschiede im Resonanz- und Dämpfungsverhalten zwischen den Gegebenheiten im menschlichen Ohr und im Ohrsimulator/Kuppler führen bei der Verwendung von Einsteckhörersystemen in der Regel zu frequenzabhängig voneinander abweichenden Schalldrücken (angegeben als Real-Ear-to-Coupler Difference, RECD). Dabei hängt die RECD auch von der Bauart des Einsteckhörersystems ab.
In der konventionellen Reinton-Audiometrie wird unter Verwendung des Konzepts der äquivalenten Bezugsschwellen-Schalldruckpegel (Reference Equivalent Threshold Sound Pressure Level, RETSPL) die Abweichung individuellen Hörschwelle eines Probanden von den Bezugswerten ermittelt. Die Bezugswerte werden mit Hilfe von Gruppen otologisch normaler Versuchspersonen unter genormten Referenzbedingungen (ISO 389-9 [2]) mit Wiedergabesystemen derselben Bauart bestimmt, die später zur Messung der individuellen Audiogramme eingesetzt werden. Mögliche systematische Differenzen (RECD) zwischen den Schalldrücken im Ohr und im Kuppler bzw. Ohrsimulator spielen hierbei keine Rolle.
Zur Messung von Hörschwellen in Frequenzbereichen, für die keine Bezugswerte vorliegen, z. B. für den Infraschall- und tieffrequenten Bereich, müssen zunächst geeignete Wiedergabesysteme und Kalibriermöglichkeiten bereitgestellt werden. Sofern darüber hinaus Hörschwellen ermittelt werden sollen, die weitgehend unabhängig von dem verwendeten Wiedergabesystem und dem zu seiner Kalibrierung eingesetzten Ohrsimulator oder Kuppler sind, müssen die Abweichungen zwischen den Schalldruckpegeln im Ohr (Gehörgang) und im Ohrsimulator, also die RECD, bestimmt und berücksichtigt werden.
In unserem Beitrag zeigen wir Untersuchungen zu RECD verschiedener Einsteckhörersysteme mit dem Ohrsimulator nach IEC 60318-4 und leiten daraus Hinweise zur Kalibrierung solcher Wiedergabesysteme für Hörversuche im Infraschall- und tieffrequenten Hörschall-Bereich ab.
Literatur
- 1.
- IEC 60318-4:2010 Electroacoustics – Simulators of human head and ear – Part 4: Occluded-ear simulator for the measurement of earphones coupled to the ear by means of ear inserts
- 2.
- ISO 389-9.2009 Acoustics — Reference zero for the calibration of audiometric equipment — Part 9: Preferred test conditions for the determination of reference hearing threshold levels