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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Hörschadensrisiko bei Fräsarbeiten am Schädel – eine in vivo Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Bornitz - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum, Klinik für HNO-Heilkunde, Dresden, DE
  • Yuan Zhang - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum, Klinik für HNO-Heilkunde, Dresden, DE
  • Mario Fleischer - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, DE
  • Marcus Neudert - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum, Klinik für HNO-Heilkunde, Dresden, DE
  • Thomas Zahnert - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum, Klinik für HNO-Heilkunde, Dresden, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc052

doi: 10.3205/22dga052, urn:nbn:de:0183-22dga0523

Veröffentlicht: 12. September 2022

© 2022 Bornitz et al.
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Gliederung

Text

Es wird argumentiert, dass durch Fräsarbeiten bei Operationen am Schädel die zulässige tägliche Lärmbelastungsdosis des Patienten überschritten wird [1]. Da sich die Patienten in Vollnarkose befinden, kann der induzierte Knochenleitungs-Schallpegel nur durch indirekte und objektive Messungen bestimmt werden. Daher haben wir ein System entwickelt, das eine Echtzeitschätzung des äquivalenten Schalldruckpegels während der Operation ermöglicht.

Das System besteht aus einer Kalibriervorrichtung (piezoelektrischer Shaker, der mit einem Kraftsensor verbunden ist) und einem piezoelektrischen einachsigen Beschleunigungssensor. Der Beschleunigungssensor wird am Schädel befestigt und durch ein explizites breitbandiges Kraftsignal am Mastoid (erzeugt durch die Kalibrierungsvorrichtung) kalibriert. Die resultierende, komplexe Übertragungsfunktion (Anregungskraft bezogen auf die Beschleunigung) wird gespeichert und ermöglicht nachfolgend die Berechnung der bei den Fräsarbeiten eingeleiteten Anregungskraft. Mittels der Normwerte der Knochenleitungshörschwellen aus EN ISO 389-3:1998 kann daraus der äquivalente Schalldruckpegel L in dB(SPL) ermittelt werden. Eine zeitliche Mittlung des Messsignals mit einer Zeitkonstante von 125 ms (fast) entsprechend DIN EN 61672-1 ergibt einen empfundenen äquivalenten Schalldruckpegel. Diese Größe wird üblicherweise in der Lärmschadensbeurteilung verwendet, wobei alle Werte über 85 dB (SPL) je nach Einwirkungsdauer potentiell lärmschädigend sind.

Bei sieben überwachten Cochlea-Implantat (CI)-Operationen fanden wir äquivalente Schalldruckpegel von bis zu 120 dB (SPL) und Spitzenpegel von bis zu 133,9 dB(SPL). Bei drei von sieben Operationen wurden die empfohlenen Tagesgrenzwerte für die Exposition überschritten. Die höchsten Werte wurden während der Mastoidektomie und dem Anlegen des Implantatbetts gemessen.

Bei Operationen mit umfangreichen Fräsarbeiten am Schädel (wie z.B. Operationen am Ohr) besteht daher prinzipiell ein Risiko für einen zumindest temporären Hörschaden. Unsere Ergebnisse bestätigen damit auch die klinischen Beobachtungen, dass nach einer Mastoidektomie in manchen Fällen temporäre Hörschwellenverschiebungen auftreten.


Literatur

1.
Hilmi OJ, Mckee RH, Abel EW, Spielmann PM, Hussain SS. Do high-speed drills generate high-frequency noise in mastoid surgery? Otol Neurotol. 2012 Jan;33(1):2-5. DOI: 10.1097/MAO.0b013e31823c8f0d Externer Link