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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Die autosomal dominant vererbte auditorische Neuropathie Typ 2 (AUNA2) wird verursacht durch eine Deletion im Gen für ATP11A.

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Nicola Strenzke - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, DE
  • Shashank Chepurwar - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, DE
  • Sarah von Loh - Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg, DE
  • Daniela Wigger - Universität Ulm, Ulm, DE
  • Dirk Beutner - Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, DE
  • Ruth Lang-Roth - Universitätsklinikum Köln, Köln, DE
  • Martin Walger - Universitätsklinikum Köln, Köln, DE
  • Nürnberg Gudrun - Cologne Center for Genomics, Köln, DE
  • Nürnberg Peter - Cologne Center for Genomics, Köln, DE
  • Christian Kubisch - Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg, DE
  • Alexander Volk - Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc050

doi: 10.3205/22dga050, urn:nbn:de:0183-22dga0503

Veröffentlicht: 12. September 2022

© 2022 Strenzke et al.
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Gliederung

Text

AUNA2 wurde 2017 als zweiter Locus für eine autosomal dominant vererbte auditorische Neuropathie in einer großen deutschstämmigen Familie beschrieben [1]. Die sensorineurale Hörschwellenanhebung nahm mit dem Alter zu, zu gut erhaltene otoakustische Emissionen und pathologische oder fehlende frühe akustisch evozierte Potentiale und Stapediusreflexe deuteten auf eine primäre Störung der Schallkodierung im Hörnerv hin. Allerdings war im Gegensatz zu anderen Formen der auditorischen Neuropathie das Sprachverstehen im Störgeräusch nicht wesentlich über das erwartete Maß beeinträchtigt. Eine genetische Kopplungsanalyse zeigte als mögliche Krankheitsloci 12q24 oder 13q34.

Bei der Gesamtgenom-Sequenzierung mittels Hochdruchsatzsequenziermethoden konnten wir nun als ursächliche Mutation eine Deletion von 5500 Basenpaaren auf Chromosom 13q34 im Gen ATP11a identifizieren. Dieses Gen kodiert für eine P-Typ ATPase, welche als sogenannte Flippase Phospholipide von der äußeren zur inneren Lipidschicht der Zellmembranen transloziert. Die Expression des mutierten Atp11a reduzierte die Flippaseaktivität. In immunhistochemischen Färbungen des Corti-Organs zeigte sich eine starke Atp11a-Expression in afferenten Hörnervenfasen. In einer selektiven Knockout-Mauslinie mit fehlender Atp11a-Expression in Spiralganglionneuronen sind die DPOAE erhalten, während die FAEP eine altersprogrediente Verminderung aufweisen.

Zusammengefasst deutet die humangenetischer Charakterisierung einer von AUNA2 betroffenen großen Familie zusammen mit der Analyse der Expression von Atp11a durch immunhistochemische Färbungen, Flippase-Assays und Untersuchungen der Hörfunktion eines neu generierten Mausmodells darauf hin, dass diese Form der auditorischen Neuropathie durch eine Mutation im ATP11A-Gen verursacht wird.


Literatur

1.
Lang-Roth R, et al. AUNA2: A Novel Type of Non-Syndromic Slowly Progressive Auditory Synaptopathy/Auditory Neuropathy with Autosomal-Dominant Inheritance. Audiol Neurootol. 2017;22:30–40.