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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Subjektive und objektive Bewertung der Phantom-Tonotopic Strategie gegenüber der klinischen Strategie bei bimodalen CI-Nutzern.

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Elisabeth Wallhäusser-Franke - Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf und Halschirurgie, Otologie, Mannheim, DE
  • Tobias Balkenhol - Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf und Halschirurgie, Otologie, Mannheim, DE
  • Josef Chalupper - Advanced Bionics GmbH, Hannover, DE
  • Johannes Burkart - Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf und Halschirurgie, Otologie, Mannheim, DE
  • Jerome J. Servais - Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf und Halschirurgie, Otologie, Mannheim, DE
  • Patrick Boyle - Advanced Bionics GmbH, Hannover, DE
  • Nicole Rotter - Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf und Halschirurgie, Otologie, Mannheim, DE
  • Angela Schell - Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf und Halschirurgie, Otologie, Mannheim, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc047

doi: 10.3205/22dga047, urn:nbn:de:0183-22dga0472

Veröffentlicht: 12. September 2022

© 2022 Wallhäusser-Franke et al.
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Gliederung

Text

Es wurde untersucht, ob die Addition eines apikalen virtuellen Elektrodenkontaktes und die damit einhergehende Erhöhung der spektralen Auflösung im Sprachprozessor des CI (Phantom-Tonotopic Strategie) bei bimodalen CI-Trägern (Hörgerät auf kontralateraler Seite) die Klangqualität, die Hörleistung im Alltag, das Satzverstehen im Störgeräusch, die Detektion spektraler Maxima («Spectral Ripples») mit dem CI-Ohr sowie die zentrale Verarbeitung beim bimodalem Hören verbessert.

Audiometrische und elektrophysiologische Tests wurden in einem akuten Experiment und nach einer Nutzung von Phantom-Tonotopic für sechs Wochen im Alltag durchgeführt. Zu beiden Terminen absolvierten die Teilnehmer Sprachtests (Freiburger Einsilber, Oldenburger Satztest im Störgeräusch) und füllten einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung ihrer Hörleistung im Alltag aus (SSQ-17 [1]). Die spektrale Auflösung im CI-Ohr wurde in einem Diskriminationstest mit spektro-temporal modulierten Stimuli bestimmt [2]. Die Reaktion des auditorischen Kortex beim bimodalen Hören wurde für ein ACC-Paradigma (Acoustic Change Complex [3]) mit einer Änderung der Modulationsdichte innerhalb des akustisch präsentierten, spektro-temporal modulierten Stimulus aufgezeichnet.

Die Auswertungen beziehen sich auf 11 vollständige Datensätze. Direkt nach der Implementierung bewerteten die meisten Phantom-Tonotopic als natürlicher klingend. Während sich nach einer Gewöhnung von sechs Wochen die Ergebnisse der Sprachtests nicht verbesserten, zeigte die subjektive Bewertung im SSQ-17 eine Verbesserung in bestimmten Alltagssituationen. Auch die Diskrimination unterschiedlich stark modulierter Stimuli als Indikator für die spektrale Auflösung im CI-Ohr verbesserte sich nicht. Jedoch zeigte sich für die evozierten Potentiale im ACC-Test eine signifikant kürzere N1'-Latenz in Reaktion auf die Änderung der Modulationsdichte für das bimodale Hören, allerdings erst nach der sechswöchigen Phase täglicher Anwendung von Phantom-Tonotopic.

Phantom-Tonotopic verbesserte die Klangqualität und die spektrale Unterscheidung im ACC-Test. Da dies innerhalb des Studienintervalls nicht zu einer besseren spektralen Diskrimination im CI-Ohr oder zu Verbesserungen in den Sprachtests führte, sind möglicherweise eine längere Gewöhnung oder weitere Anpassungen der Map erforderlich, um die erhöhte Anzahl von Stimulationskanälen von Phantom-Tonotopic auszuschöpfen. Es ist bekannt, dass physiologische Veränderungen Verhaltensänderungen vorausgehen können. Daher könnte eine Untersuchung mit ACC-Paradigmen zukünftig als früher Detektor für die Bewertung eines potenziellen Nutzens neuer CI-Einstellungen beim individuellen CI-Nutzer dienen.


Literatur

1.
Aronoff JM, Landsberger DM. The development of a modified spectral ripple test. J Acoust Soc Am. 2013;134:EL217-22.
2.
Kießling J, Grugel L, Meister H, Meis M. Übertragung der Fragebögen SADL, ECHO und SSQ ins Deutsche und deren Evaluation. Z Audiol. 2011;50:6-16.
3.
Scheperle RA, Abbas PJ. Relationships among peripheral and central electrophysiological measures of spatial and spectral selectivity and speech perception in cochlear implant users. Ear Hear. 2015;36:441-53.