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24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

14.09. - 17.09.2022, Erfurt

Von der Stand- und Ganganalyse zum vibrotaktilen Assistenzsystem

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Dietmar Basta - HNO Klinik im UKB, Berlin, DE

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Erfurt, 14.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc032

doi: 10.3205/22dga032, urn:nbn:de:0183-22dga0328

Veröffentlicht: 12. September 2022

© 2022 Basta.
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Gliederung

Text

Nach einer Funktionsstörung peripher-vestibulärer Rezeptoren bleibt die daraus resultierende Reduktion der afferenten Information für die zentrale Verarbeitung meist dauerhaft erhalten. Wie beim Verlust der cochleären Haarzellen ist auch nach dem Absterben von vestibulären Haarzellen aktuell keine kausale Therapie möglich. Die prothetische Versorgung gestaltet sich leider aufgrund von anatomischen Besonderheiten und der Multimodalität des vestibulären Systems bei vestibulären Schädigungen schwieriger als bei cochleären. Aufgrund der bilateral angelegten peripheren Gleichgewichtsrezeptoren und vor allem aufgrund der multimodalen Funktionsweise des vestibulären Systems ist jedoch eine Habituation bzw. Kompensation einer Funktionsstörung im vestibulären System möglich. Diese Vorgänge können zum Teil durch eine aktive Mobilität im Alltag realisiert werden. Leider nimmt die Erfolgsrate mit zunehmendem Alter (ab etwa 30 Jahren) ab. Die zentrale Kompensation ist dann, in Abhängigkeit von der Schwere und Kombination der vestibulären Schädigung, nur noch bedingt oder kaum möglich und sollte durch technische Assistenzsysteme unterstützt werden. Dabei ist es wichtig die Defizite des Patienten exakt zu ermitteln, um eine darauf abgestimmte Therapie einzuleiten.

Damit die posturale Stabilität alltagsrelevant festgestellt werden kann, muss die Gleichgewichtsleistung des Patienten in verschiedenen Stand- und Gangaufgaben getestet werden. Um dennoch eine Vergleichbarkeit mit alters- und geschlechtsbezogenen Normwerten gewährleisten zu können, sollten diese Aufgaben hochstandardisiert sein [1]. Zudem hat sich herausgestellt, dass die Aussagefähigkeit zur posturalen Kontrolle besonders hoch ist, wenn ausschließlich die Lageveränderung des Körperschwerpunktes bestimmt wird. Der Körperschwerpunkt stellt die geregelte Größe im gesamten vestibulären System dar. Die Therapie erfolgt dann durch ein Training mithilfe eines Assistenzsystems nur in den Bewegungsabläufen mit pathologischen Verlagerungen des Körperschwerpunktes. Als Assistenzsysteme bieten sich Feedbacksysteme an (auditorisch, visuell, vibrotaktil) die dem Patienten mitteilen, wenn sich sein Körperschwerpunkt in Bereiche außerhalb der normalen posturalen Kontrolle verlagert. Der Patient korrigiert unbewusst den Körperschwerpunkt in den sicheren Bereich und re-programmiert so das multimodale vestibuläre System (Kompensation) [2]. Dadurch bleibt nach der Therapie die posturale Kontrolle auch in anspruchsvollen Situationen ohne die Hilfe des Assistenzsystems erhalten. Unsicherheiten und Stürze können so deutlich reduziert werden [3].


Literatur

1.
Basta D, Rossi-Izquierdo M, Soto-Varela A, Ernst A. Mobile posturography: posturographic analysis of daily-life mobility. Otol Neurotol. 2013 Feb;34(2):288-97. DOI: 10.1097/MAO.0b013e318277a29b Externer Link
2.
Brugnera C, Bittar RS, Greters ME, Basta D. Effects of vibrotactile vestibular substitution on vestibular rehabilitation - preliminary study. Braz J Otorhinolaryngol. 2015 Nov-Dec;81(6):616-21. DOI: 10.1016/j.bjorl.2015.08.013 Externer Link
3.
Rossi-Izquierdo M, Ernst A, Soto-Varela A, Santos-Pérez S, Faraldo-García A, Sesar-Ignacio A, Basta D. Vibrotactile neurofeedback balance training in patients with Parkinson's disease: reducing the number of falls. Gait Posture. 2013 Feb;37(2):195-200. DOI: 10.1016/j.gaitpost.2012.07.002 Externer Link