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22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 09.03.2019, Heidelberg

Effekt einer höchstgradigen Hörstörung auf die Persönlichkeit

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Viktor Weichbold - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • Heike Kühn - Universitäts-HNO-Klinik, CHC, Würzburg, Deutschland
  • Franz Muigg - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Heidelberg, 06.-09.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc083

doi: 10.3205/19dga083, urn:nbn:de:0183-19dga0839

Veröffentlicht: 28. November 2019

© 2019 Weichbold et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Fragestellung lautete: weisen Patienten mit höchstgradiger Hörstörung (>80 dBHL) Auffälligkeiten in den Big-Five Persönlichkeitsfaktoren Extraversion, Offenheit, Neurotizismus, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit auf?

Stichprobe und Methode: 50 bilateral hörgestörte CI-Kandidaten (29 M, 21 W). Durchschnittlicher Hörverlust (PTA4) am besseren Ohr (better ear hearing loss, BEHL): 88 (±18) dBHL); durchschnittlicher Hörverlust am schlechteren Ohr (worse ear hearing loss, WEHL): 115 (±16) dBHL. Die Persönlichkeit der Patienten wurde mit dem NEO-FFI (Big-Five Persönlichkeitsfragebogen) erhoben. Der Einfluss der Hörstörung (BEHL und WEHL) auf die Persönlichkeitsfaktoren wurde mit linearer Regression berechnet. Zusätzlich zu BEHL und WEHL wurde das Alter der Patienten als unabhängige Variable in das Modell einbezogen. Beta-Koeffizienten ß > 0,3 wurden als bedeutsam erachtet.

Ergebnisse: Der Faktor Offenheit ist bei hörgestörten Patienten signifikant niedriger als bei der Eichstichprobe des Tests; bei den übrigen Faktoren besteht kein Unterschied. Bei zwei Faktoren wurde ein mittelstarker Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Hörstörung gefunden: zwischen Neurotizismus und BEHL (ß = 0,35; p = 0,02), und zwischen Extraversion und WEHL (ß = -0,32; p = 0,04). Das Alter war ohne Effekt.

Diskussion: Höchstgradig hörgestörte Patienten haben geringere Werte im Faktor Offenheit; in den übrigen Faktoren unterscheiden sie sich nicht von der Eichstichprobe des Tests. Das bessere und das schlechtere Ohr wirken unterschiedlich auf die Persönlichkeit. Während BEHL negativ mit Extraversion korreliert ist (je geringer die Hörstörung am besseren Ohr, desto höher die Werte im Faktor Extraversion), ist WEHL ist positiv korreliert mit Neurotizismus (je größer die Hörstörung am schlechteren Ohr, desto höher die Werte im Faktor Neurotizismus).