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22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 09.03.2019, Heidelberg

EBERA zur Objektivierung der Wirkung von Cochlea-Implantaten

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Thomas Steffens - Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Heidelberg, 06.-09.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc007

doi: 10.3205/19dga007, urn:nbn:de:0183-19dga0070

Veröffentlicht: 28. November 2019

© 2019 Steffens.
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Gliederung

Text

Die primäre Wirkung eines Cochlea-Implantates (CI) ist die Verbesserung der Hörbarkeit von Schallsignalen um damit sekundär eine Verbesserung der Sprachverständlichkeit und des darauf aufbauenden Sprachverstehens, also die Erkennung der Bedeutung der mit Sprache übertragenen Information, zu bewirken. Hängt die primäre Wirkung unmittelbar von den physikalischen Eigenschaften der elektrischen Stimulation ab, ist die sekundäre Wirkung eine Funktion der Eigenschaften der neuronalen Signalverarbeitung im Auditorischen System. Mit der EBERA steht eine flexible, sensitive und vor allem valide Methode zur Verfügung, um quantitative und qualitative Aspekte der neuronalen Signalverarbeitung beginnend von den Dendriten und Zellkörpern des Hörnerven im Ganglion spirale bis zum Ende der Hörbahn im Hirnstamm, dem Colliculus inferior, unmittelbar objektiv zu untersuchen. Zusätzlich lassen sich mit der EBERA zeit- und wirkungsabhängige Veränderungen in der neuronalen Signalverarbeitung dieses Teils der Hörbahn, die als Reifungs- oder Degenerationsprozesse die sekundäre Wirkung eines CI bei Kindern und Erwachsenen spezifisch beeinflussen können, erkennen und bewerten. Damit geht die diagnostische Potenz der EBERA weit über die der ECAP-Messungen hinaus. Dieser Beitrag stellt aktuelle EBERA-Untersuchungen zur Wirkung von CIs vor.

Zunächst bietet die EBERA einen wesentlichen methodischen Vorteil gegenüber den ECAP-Messungen, da sie nicht wie sie von den intracochleären Elektrodenimpedanzen abhängig und deshalb intraoperativ immer durchführbar und interpretierbar ist. Der wesentlichste Vorteil und das Alleinstellungsmerkmal der EBERA liegt jedoch in der damit möglichen retrocochleären Diagnostik.

Im ersten Teil des Vortrags werden Untersuchungen vorgestellt, die sowohl zum grundsätzlichen pathophysiologischen Verständnis verschiedener Ursachen einer Ertaubung neue Beiträge geliefert haben als auch zu Fragen der Reifung des Hirnstammes. Nicht nur die Reifungsabhängigkeiten der Absolut- und Inter-Peak-Latenzen werden vorgestellt. Erstmals wird hier auch eine Differenzierung zweier Typen von Reifungsstörung vorgeschlagen. Eine Reifungsstörung bzw. Verzögerung vom Typ 1 beinhaltet lediglich verlängerte Absolut- und Inter-Peak-Latenzen, während sich eine Reifungsstörung vom Typ 2 zusätzlich durch verringerte Amplituden darstellt.

Der zweite Teil greift aktuelle EBERA-Studien zur Wirkung der Auditorischen Neuropathie (AN) auf die Erregungssignalverarbeitung im Hirnstamm auf. Es kann gezeigt werden, dass die morphologische Qualität der EBERA-Potentiale gut mit den sprachbasierten Outcome Messungen betroffener Patienten korreliert, wenn letztere als Categories of Auditory Performance gemessen werden. Nur mit der EBERA ist es bei hochgradigen Hörverlusten möglich, eine AN durch verlängerte Absolut- und Inter-Peak-Latenzen, verminderten Potentialamplituden und deren starker Reizratenabhängigkeit zu diagnostizieren. Damit ergeben sich spezifische Faktoren für die Rehabilitationsmethoden und das Förderkonzept als bei reinen Innenohrhörstörungen, die alleine mit ECAP-Messungen nicht im selben Maße gewonnen werden können.