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Psychologische Faktoren der Impfbereitschaft bei COVID-19 und Influenza bei chronisch kranken Hausarztpatienten – eine Querschnittstudie
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Aufgrund ihrer besonderen Vulnerabilität empfiehlt die STIKO für Patienten mit chronischen Grunderkrankungen eine Impfung gegen COVID-19 und Influenza. Diese Patienten leiden weiterhin oft zusätzlich unter Depression und/oder Angststörung und sind eng an ihre Hausärztin/ihren Hausarzt angebunden.
Fragestellung/Diskussionspunkt: Ziel dieser Studie ist, den Zusammenhang zwischen psychologischen Faktoren wie Depression/Angststörung und der Impfbereitschaft (5C, COVID-19 und Influenza) bei chronisch kranken Hausarztpatienten zu untersuchen.
Inhalt: Im Rahmen dieser Beobachtungsstudie erhielten zwischen Juli und Dezember 2022 Patienten aus 13 verschiedenen Hausarztpraxen mit mindestens einer chronischen Erkrankung (Diabetes mellitus Typ 1/2, COPD, Asthma, KHK, Brustkrebs) einen papierbasierten Fragebogen. Neben soziodemographischen Angaben wurde mittels validierter Instrumente soziale Aktivität (LSNS), Patientenaktivierung (PAM), Gründe des (Nicht-)Impfens (5C), Depressivität (PHQ9), Arzt-Patienten Beziehung (PRA) und Ängstlichkeit (OASIS) erhoben. Zur Auswertung wurden deskriptive Statistiken erstellt und gemischt-lineare Regressionsmodelle gerechnet. 795 Patienten wurden in die Studie miteingeschlossen. Nach PHQ-9-Summenwert bestand bei 18,4% eine Major Depression, nach OASIS Summenwert bei 20,3% eine Angststörung. Im Kontext der COVID-19 Impfung war Depression mit weniger Vertrauen in die Impfung (Item „Confidence“ β = -0.04, p = 0,010) und mehr subjektiv wahrgenommenen strukturelle Hürden sich impfen zu lassen (item „Constraints“, β = 0.02, p = 0,041) assoziiert. Im Kontext der Influenzaimpfung zeigte Depression keine Assoziationen. Angststörung zeigte keine signifikanten Assoziationen zu den Gründen des (Nicht-)Impfens beider Impfungen. Weiterhin waren männliches Geschlecht, höhere Bildung, bessere Selbstaktivierung und eine gute Arzt-Patienten Beziehung mit höherer Impfbereitschaft assoziiert. Um geringem Vertrauen in Impfungen entgegenzuwirken, könnten gezielt aufklärende gesprächsbasierte Kurzinterventionen in der Hausarztpraxis sinnvoll sein. Subjektiv wahrgenommene strukturelle Hürden kann mit personalisierten Erinnerungssystemen begegnet werden.
Take Home Message für die Praxis: Auf chronisch kranke Patienten, die zusätzlich unter einer Depression leiden, sollte beim Thema Impfen in der Hausarztpraxis besonders eingegangen werden. Neben der besonderen Bedeutung von Impfungen in dieser Patientengruppe kann sich die Depression gleichzeitig negativ auf die Impfbereitschaft auswirken.