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„So muss Forschung sein“ – die Perspektive forschender Hausärzt:innen und deren Patient:innen auf klinische Studien im Forschungspraxennetzwerk ‚BayFoNet‘
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Text
Hintergrund: Hausärzt:innen kritisieren klinische Studien häufig für ihre schlechte Anwendbarkeit bei ihren Patient:innen in der täglichen Praxis. Um die Forschung in der Allgemeinmedizin zu stärken, werden derzeit deutschlandweit sechs regionale praxisorientierte Forschungsnetzwerke aufgebaut. Innerhalb des bayerischen Forschungsnetzes in der Allgemeinmedizin (BayFoNet) werden neben zwei cluster-randomisierten Pilotstudien eine Prozessevaluation zur Anwendbarkeit, Akzeptanz und Relevanz klinischer Studien in der Allgemeinmedizin durchgeführt.
Fragestellung: Wie beurteilen Hausärzt:innen und deren Patient:innen Ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Forschungsnetzwerk (BayFoNet)? Wie sollen klinische Studien aus Sicht der Hausärzt:innen und Patient:innen konzipiert sein, damit diese in der Allgemeinmedizin umsetzbar und deren Ergebnisse anwendbar sind?
Methoden: Die Datenerhebung basiert auf der Durchführung semistrukturierter Interviews mit Hausärzt:innen, welche bereits Mitglieder in BayFoNet sind und aktiv an einer der beiden cluster-randomisierten Pilotstudien teilnehmen. Der Interview-Leitfaden wurde auf Basis des consolidated frameworks for implementation research (CFIR) erstellt. Die Patientenperspektive wird quantitativ mit Fragebögen erhoben, welche orientiert am theoretical domains framework (TDF) entwickelt wurden.
Ergebnisse: Die befragten Hausärzt:innen sind mit der Teilnahme an BayFoNet zufrieden, wobei Optimierungsbedarf bei der Vernetzung der BayFoNet-Praxen genannt wird. Die Studien sollen so gestaltet sein, dass sie den Praxisalltag nur minimal beeinflussen oder sich auch nach der Sprechstunde erledigen lassen. Außerdem sollen die Patientenrekrutierung unterstützt und die Studienunterlagen möglichst verständlich aufgearbeitet werden. Als Schwierigkeit bei der Studiendurchführung wird die wahrgenommene fehlende Motivation der Patient:innen genannt. Diese Annahme wird durch die Patient:innen teils bestätigt. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass für eine Studienteilnahme ein Wissenszuwachs allein zum Nutzen für zukünftige Patient:innen nicht ausreicht.
Diskussion: Forschungspraxennetzwerke scheinen für die Unterstützung klinischer Studien in der Primärversorgung geeignet zu sein.
Take Home Message für die Praxis: Eine bessere Vernetzung der teilnehmenden Praxen und Unterstützung bei der Patientenrekrutierung sollte angestrebt werden. Für die Motivation der Patient:innen könnte eine Einbindung von Patient:innenvertretern in den Forschungsprozess hilfreich sein, um den Mehrwert klinischer Studien besser vermitteln zu können.