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Identifizierung von validen Indikatoren zur Detektion potenziell arzneimittelbedingter Krankenhauseinweisungen in Routinedaten
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Unerwünschte Arzneimittelereignisse (UAE) können erheblichen Schaden für betroffene Patient:innen verursachen und in schweren Fällen zu notfallbedingten Krankenhauseinweisungen führen, von denen mindestens die Hälfte vermeidbar wären. Arzneimittelbedingte Krankenhausaufnahmen stellen einen wichtigen Gradmesser für die Qualität der ambulanten Versorgung und die Beurteilung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) dar; für eine routinemäßige Erfassung werden valide Indikatoren benötigt, die in Routinedaten implementiert werden können.
Fragestellung: Welche Kombinationen aus UAE bei Aufnahme und vorangegangener ambulanter Medikation stellen nach Expertenkonsens valide Indikatoren für arzneimittelbedingte Krankenhauseinweisungen dar?
Methoden: Basierend auf der RAND/UCLA-Appropriateness-Methode wird ein zweistufiges Expertenkonsensusverfahren mit jeweils zwei Bewertungsrunden und zwischengeschalteter Expertendiskussion durchgeführt. In der ersten Stufe bewerteten 13 Ärzt:innen und Apotheker:innen von 11 Universitätsstandorten in Deutschland die klinische Relevanz von potenziell zur Krankenhausaufnahme führenden UAE auf einer vierstufigen Likert-Skala. UAE mit einem Median von ≥3 ohne Uneinigkeit galten als priorisiert. In der zweiten Stufe werden zunächst die mit einem Median von 4 bewerteten UAE mit potenziell ursächlichen Arzneimitteln kombiniert und von 12 Expert:innen wiederum auf einer Likert-Skala bzgl. der Stärke ihres Kausalzusammenhangs (0=nicht bewertbar, 1=unwahrscheinlich, 2=möglich, 3=wahrscheinlich, 4=sicher) beurteilt. Kombinationen aus UAEs und Arzneimitteln, die im Mittel mit ≥3 ohne Uneinigkeit bewertet wurden, gelten als valide Indikatoren für potenzielle UAW-bedingte Krankenhausaufnahmen.
Ergebnisse: In der ersten Stufe des RAND-Verfahrens wurden 38 von 65 UE priorisiert (Median ≥3). Kombinationen aus den 17 mit Median 4 bewerteten UAE und potenziell ursächlicher Risikomedikation werden aktuell in der zweiten Stufe des Verfahrens bewertet, deren Ergebnisse bis zum Kongressbeginn vorliegen.
Diskussion: Das vorliegende Expertenkonsensusverfahren führt zu einem Set systematisch entwickelter und konsentierter Indikatoren, um die AMTS der ambulanten Versorgung in Routinedaten zu messen. Eine Validierung der Indikatoren sowie Prävalenzanalysen sind nachfolgend geplant.
Take Home Message für die Praxis: Zur Detektion arzneimittelbedingter Krankenhauseinweisungen können durch Experten konsentierte Indikatoren in Routinedaten implementiert werden, die als Endpunkte zur Evaluation von Initiativen zur Erhöhung der AMTS in der ambulanten Versorgung genutzt werden können.