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Belastungserleben medizinischer Fachangestellter in hausärztlichen Praxen zu Beginn der Coronapandemie – eine Mixed-methods-Studie
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Medizinische Fachangestellte (MFA) stehen bei der Behandlung von COVID-19-Patient:innnen in hausärztlichen Praxen an vorderster Stelle und waren insbesondere zu Beginn der Pandemie mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert.
Fragestellung: Ziel der Studie war es, das Belastungserleben der MFA zu Beginn der COVID-19-Pandemie im März/April 2020 sowie im weiteren Verlauf der ersten Pandemiewelle zu untersuchen.
Methoden: Von August bis Dezember 2020 wurden 6.300 zufällig ausgewählte MFA in vier Bundesländern zur Studienteilnahme eingeladen. Im Rahmen eines Mixed-methods-Designs wurden eine Querschnittsbefragung, bestehend aus geschlossenen und offenen Fragen sowie semistrukturierte Telefoninterviews durchgeführt und die Ergebnisse der drei Datenquellen in einem Triangulierungsprotokoll verglichen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 1.271 Fragebögen für die Auswertung berücksichtigt (Rücklaufquote 21%) und 28 Interviews mit 34 MFA geführt. Die quantitativen Ergebnisse zeigen eine hohe psychische Belastung (30%) sowie ein hohes Überforderungserleben im Praxisalltag (46%) im März/April 2020. Das Überforderungserleben besserte sich im Laufe der Zeit. Zum Befragungszeitpunkt zeigten sich 50% der MFA besorgt widersprüchliche bzw. zu wenige Informationen zu COVID-19 zu erhalten, 36% machten sich Sorgen, COVID-19 bei Patient:innen zu übersehen und 35% waren besorgt, dass das Praxisteam Patient:innen anstecken könnte. In den qualitativen Interviews wurden unter anderem ein erhöhter Organisationsaufwand sowie fehlende Anerkennung der Arbeit der MFA durch die Öffentlichkeit als belastend angegeben. Probleme bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurden sowohl in quantitativen als auch in qualitativen Daten berichtet.
Diskussion: Die MFA berichteten im ersten Pandemiejahr über ein hohes Belastungserleben. Maßnahmen wie z.B. klare Handlungsrichtlinien und feste Ansprechpartner im öffentlichen Gesundheitsdienst sowie gesicherte Kinderbetreuung könnten in künftigen Gesundheitskrisen vor Belastungen schützen.
Take Home Message für die Praxis: MFA sollten als tragende Säule der hausärztlichen Versorgung über die Corona-Pandemie hinaus adäquate finanzielle Entlohnung und gesellschaftliche Anerkennung erhalten, um einer weiteren Verschärfung der Personalknappheit in hausärztlichen Praxen entgegenzuwirken und eine gute hausärztliche Versorgung sicherzustellen.