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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Verbesserung der Versorgung durch digitale Langzeit-EKG-Diagnostik am Beispiel von Herzrhythmusstörungen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Stephan Kranz - dpv-analytics.com, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-06-03

doi: 10.3205/23degam211, urn:nbn:de:0183-23degam2111

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Kranz.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In einer alternden Gesellschaft sind Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern ein Problem. Eine flächendeckende Untersuchung mittels Langzeit-EKG ist aktuell nicht durchführbar. Zu lange dauern Auswertungen, zu hoch sind die Investitionen für Ärzte. Aber Herzrhythmusstörungen sind unterschätzt. So ist jeder fünfte der knapp 300.000 jährlichen Schlaganfälle auf Vorhofflimmern zurückzuführen. Ca. 1,8 Millionen Deutsche sind an Vorhofflimmern erkrankt, oft ohne es zu wissen. Dem gegenüber steht die zunehmend schlechtere Versorgung, gerade im ländlichen Raum sowie lange Terminwartezeiten und lange Anfahrtswege zur fachärztlichen Praxis.

Fragestellung: Wie kann es gelingen, einer breiten Patientenanzahl eine sinnvolle Diagnostik mit einem Langzeit-EKG zu ermöglichen ohne die Patientenkontaktzeit zu belasten?

Methoden: Ein 5x5cm-Langzeit-EKG-Device mit allen Funktionen eines medizinischen 3-Kanal EKGs und bis 12 Tagen Aufnahmedauer wird in der Praxis aufgeklebt. Die Daten werden DSGVO-konform in eine Auswertezentrale geladen, mittels Machine-Learning ausgewertet und von erfahrenen Kardiologen validiert. Das Ergebnis digital in ein Diagnostik-Portal übersandt.

Ergebnisse: Um ein Langzeit-EKG durchzuführen, ist ein hoher zeitlicher Aufwand nötig. Desinfektion, Verkabelung, Abnehmen, Datenmanagement dauern ca. 15 Minuten in Anspruch nehmen. Die Auswertung dauert, je nach Länge und Komplexizität des EKGs mindestens 15 Minuten. Mit der neuen Methode beträgt die Versorgungszeit 3 Minuten. Die Befundung wird als ‚diagnostic as a service‘ ausgelagert. Der Bericht muss lediglich auf Plausibilität kontrolliert werden. Durch das Konzept entstehen keine Investitionen und eine Flexibilisierung der Untersuchungen.

Diskussion: 67% der Bevölkerung befürworten den Einsatz von KI in der Medizin, beispielsweise in der Diagnostik. Dass ärztliches Personal KI mehr als nur ein Werkzeug einsetzen, setzt Vertrauen in die Software voraus. Deshalb werden die Ergebnisse durch ärztliches Personal validiert. Kommunikation mit Patient:innen kann durch ausgelagerte Diagnostik mehr in den Fokus rücken.

Take Home Message für die Praxis: Durch die Nutzung digitaler Diagnostiklösungen mit KI-unterstützer EKG-Auswertung kann die Versorgungsqualität erhöht werden. Durch die Auslagerung der Befundung und Verkürzung des gesamten Organisationsprozesses können mehr Patient:innen diagnostisch versorgt werden. Es bleibt mehr Zeit für den Arzt-Patienten-Kontakt.