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Effekte interprofessioneller Fallbesprechungen zwischen Hausärzt:innen und SAPV-Teams auf die Krankenhausaufnahme und Symptomlast von Patient:innen mit weit fortgeschrittenen nicht-onkologischen progredienten Erkrankungen – quantitative Ergebnisse aus der KOPAL-Studie
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Patient:innen mit nicht-onkologischen progredienten Erkrankungen erhalten trotz teils hoher Symptomlast seltener Unterstützung durch spezialisierte ambulante palliative Versorgung (SAPV). Die gezielte Zusammenarbeit zwischen Hausärzt:innen und SAPV könnte zu einer Verringerung von Krankenhausaufenthalten und Verbesserung der Symptomlast bei dieser Patient:innengruppe führen.
Fragestellung: Wie wirken sich interprofessionelle, telefonische Fallkonferenzen mit Hausärzt:innen und SAPV-Teams nach 48 Wochen auf Krankenhausaufnahmen und die Symptomlast bei Patient:innen mit nicht-onkologischen, progredienten Erkrankungen aus?
Methoden: Zwei-armige, cluster-randomisierte, kontrollierte Studie. Interventionsarm: Vorgespräch mit einer SAPV-Pflegefachkraft und anschließender interprofessioneller, telefonischer Fallbesprechung zwischen SAPV-Team und Hausärzt:in, Kontrollarm: „care as usual“. Standardisierte Fragebogenerhebung zu fünf Messzeitpunkten bei Patient:innen zu Beginn und 48 Wochen nach Baseline bei Hausärzt:innen. Einschlusskriterien: Herzinsuffizienz mit Stadium 3–4 nach New York Heart Association, COPD mit Stadium 3–4, Gruppe D nach Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease oder Demenz mit Stufe 4 oder höher nach Global Deterioration Scale.
Ergebnisse: 190 Patient:innen aus 49 hausärztlichen Praxen nahmen an der Studie teil. Die Inzidenz von Krankenhausaufnahmen war in der Interventionsgruppe geringer, jedoch war dieser Effekt nicht signifikant (Incidence rate ratio=0.79; CI 0.49–1.26.; p=.31). Subgruppenanalysen zeigten in Bezug auf die Symptomlast in der Interventionsgruppe signifikant erhöhte Schmerzwerte bei COPD- und Herzinsuffizienzpatient:innen (β = -.75, SE = .37, t = -2.04, p = .04) sowie signifikant geringere Schmerzwerte für Patient:innen mit Demenz (β = 2.08, SE = .82, t = -2.53, p = .01) nach 48 Wochen.
Diskussion: Interprofessionelle Fallbesprechungen scheinen ein vielversprechender Ansatz für diese Patient:innengruppen zu sein und zeigen positive Tendenzen in Bezug auf die Reduktion von Krankenhausaufnahmen. Die Ergebnisse lassen jedoch aufgrund fehlender statistischer Power keine eindeutigen Rückschlüsse zu. Die qualitative Evaluation der Intervention beleuchtet einzelne Aspekte der Zusammenarbeit und kann zugrundeliegende Zusammenhänge erklären.
Take Home Message für die Praxis: Versorgende sollten das Potential von interprofessionellen Fallbesprechungen für Patient:innen mit nicht-onkologischen progredienten Erkrankungen für die Versorgungspraxis nutzen.