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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Patientin mit Symptomen einer posttraumatischen Belastung nach intensivmedizinischer Behandlung – ein Fallbericht im Rahmen der ‚PICTURE‘-Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Krevet - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Linda Sanftenberg - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Robert Philipp Kosilek - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Daniela Lindemann - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Konrad Schmidt - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Sabine Gehrke-Beck - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Thomas Elbert - Universität Konstanz, Fachbereich Psychologie, Konstanz, Deutschland
  • Maggie Schauer - Universität Konstanz, Fachbereich Psychologie, Konstanz, Deutschland
  • Ulf-Dietrich Reips - Universität Konstanz, Fachbereich Psychologie, Konstanz, Deutschland
  • Jochen Gensichen - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Für die PICTURE-Studiengruppe - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-04-06

doi: 10.3205/23degam187, urn:nbn:de:0183-23degam1876

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Krevet et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die posttraumatische Belastungsstörung nach intensivmedizinischer Behandlung (post-ICU-PTSD) zählt mit einer Inzidenz von mindestens 20% zu den häufigen Folgeerkrankungen dieses Patientenkollektivs.

Fragestellung: Da sich die Symptome einer Post-ICU-PTSD oft erst einige Monate später in der hausärztlichen Nachsorge zeigen, ist es wichtig eine entsprechende Diagnostik und Therapieform für die Allgemeinmedizin zu entwickeln.

Methoden: Der Fallbericht wurde mithilfe der Behandlungsmappen und des ärztlichen Supervisionsprotokolls der PICTURE-Studie (DRKS-ID: DRKS00012589) erstellt und entsprechend der CARE-reporting-Guidelines berichtet.

Ergebnisse: Eine 59-jährige Patientin erkrankte an einer Sepsis mit unbekanntem Fokus und wurde entsprechend mehrere Tage intensivmedizinisch betreut. Sie entwickelte nach ihrer Entlassung Symptome einer post-ICU-PTSD. Dazu zählten Albträume, Flashbacks, Intrusionen, ein starkes Vermeidungsverhalten und das Gefühl von Hilflosigkeit. Die durch die Sedierung entstandenen Erinnerungslücken lösten bei ihr Angst und Panik aus. Im hausärztlichen Setting wurde eine Kurzform der narrativen Expositionstherapie (NET) in drei Einzelsitzungen durchgeführt. Hierunter kam es bei der dargestellten Patientin zu einer deutlichen Verbesserung der klinischen Symptomatik. Psychopharmaka oder eine zusätzliche Behandlung durch einen Psychiater oder Psychologen erhielt die Patientin vorerst nicht. Trotz der prolongierten PTSD-Symptomatik kam es durch die NET im Rahmen der PICUTRE-Studie in der hausärztlichen Versorgung zu einer starken Verbesserung der physischen und psychischen Gesundheit.

Diskussion: Insbesondere bei milden bis moderaten Formen der post-ICU-PTSD kann diese Therapie ein sinnvolles Instrument in der hausärztlichen Praxis sein. Zudem kann sie die Wartezeit auf einen Therapieplatz bei schweren Formen der post-ICU-PTSD überbrücken.

Take Home Message für die Praxis: Die post-ICU-PTSD ist ein häufiges Krankheitsbild mit noch unterschätzter Prävalenz. Ein gezieltes Nachfragen durch die behandelnden Hausärzt:innen nach PTSD-Symptomen ist für die Erkennung und frühzeitige Therapie entscheidend.