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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Menschen mit Demenz in der BaCoM-Studie: Versorgung mit Antidementiva

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jennifer Scheel-Barteit - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Maria Sebastião - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Caroline Floto - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Philipp Hennigs - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Thomas Kühlein - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Jochen Gensichen - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Tobias Dreischulte - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-04-04

doi: 10.3205/23degam185, urn:nbn:de:0183-23degam1851

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Scheel-Barteit et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Mit dem Bayerischen ambulanten COVID-19 Monitor (BaCoM) wird die Versorgungssituation von Menschen mit Pflegebedarf in der COVID-19-Pandemie untersucht, die von einem erschwerten Zugang zu medizinischer Versorgung gekennzeichnet war. Zum Teil haben diese Menschen mit Pflegebedarf Demenz und/oder erhalten Antidementiva. Antidementiva haben ein Interaktionspotential mit anderen Medikamenten und oft Nebenwirkungen, zudem sind die Effektstärken für ihre Wirksamkeit oft nur gering und die klinische Relevanz fraglich.

Fragestellung: Wie gestaltet sich die Antidementiva-Versorgung von Menschen mit Demenz und Pflegebedarf im zeitlichen Verlauf? Gibt es Unterschiede bezüglich der kognitiven Verschlechterung, Alter und Geschlecht, sowie einer COVID-19-Infektion?

Methoden: In BaCoM werden seit 2021 halbjährlich Daten zum Gesundheitsstatus erhoben. Personen, die bei der ersten Datenerhebung eine Demenzdiagnose hatten und/oder ein Antidementivum erhielten, wurden in die Auswertung einbezogen. Variablen zur Antidementiva-Versorgung wurden mittels der Medikationspläne erhoben und Variablen zur kognitiven Beeinträchtigung mittels des Six Item Screener (SIS), des Montreal Cognitive Assessment (MoCA; nur bei Personen mit SIS≥4) sowie der Demenzdiagnose.

Ergebnisse: Stand 02/2023 wurden Daten von 73 Personen ausgewertet (Alter 83,9±7,7 Jahre, 72,6% Frauen), die eine Demenzdiagnose aufwiesen (84,9%) oder ein Antidementivum erhielten (15,1%). Insgesamt erhielten 35,6% mindestens ein Antidementivum (42,3% ohne Demenzdiagnose, 38,5% mit nicht näher bezeichneter Demenz; SIS-Scores 0 bis 6 Punkte, MoCA-Scores 6 bis 21 Punkte). Personen mit Antidementiva unterschieden sich nicht signifikant von Personen ohne Antidementiva bezüglich Alter, Geschlecht und COVID-19-Infektion.

Aktualisierte Ergebnisse werden beim Kongress vorgestellt.

Diskussion: Obwohl der klinische Nutzen fraglich ist, erhielten 35,6% der Menschen mit Demenz ≥1 Antidementivum, etwa 80% dieser Menschen hatten gar keine Demenzdiagnose oder eine nicht näher bezeichnete Demenz.

Da Antidementiva ein Nebenwirkungs- und Interaktionspotential mit anderen Medikamenten aufweisen, kann besonders bei Polypharmazie und Multimorbidität das Risiko-Nutzen-Verhältnis ungünstig sein.

Take Home Message für die Praxis: Eine regelmäßige Reevaluation ihrer (antidementiv-)medikamentösen Versorgung könnte für Menschen mit Demenz vorteilhaft sein (ggf. Deprescribing und hierdurch geringere Anzahl an Medikamenten(interaktionen) und Nebenwirkungen).