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Hausärztliche Versorgung von LGBT*-Personen: eine Literaturrecherche zur Perspektive von Hausärzt:innen und LGBT-Patient:innen mit Fokus auf schwul-männlich identifizierte Personen
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Die rechtlichen Rahmenbedingungen insbesondere für homo- & bisexuelle Menschen werden stetig besser. Die Chancen auf gleiche Gesundheit im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung hinken jedoch hinterher und es bestehen noch Defizite in den medizinischen Rahmenbedingungen und der Informiertheit des Gesundheitspersonals. Weiterhin erleben Menschen Pathologisierungen auf Grund ihrer Geschlechtlichkeit und ihrer Sexualität. Die heteronormative Ausrichtung der Gesellschaft stellt in mehrerlei Hinsicht ein Gesundheitsrisiko für LGBT*-Personen dar – nicht zuletzt auf Grund von resultierendem minority stress und Diskriminierungserfahrungen. Trotz der größeren Präsenz dieser Problematik fehlen Studien zur subjektiven Perspektive der jeweiligen Personengruppen auf Ihre Versorgungssituation.
Fragestellung: Mittels eines Scoping-Reviews möchten wir einen Überblick über qualitative Studien zur hausärztlichen Versorgung von LGBT*-Personen aus Patient:innenperspektive und aus der Sicht von Hausärzt:innen herstellen.
Methoden: Für diese strukturierte Literaturrecherche wurde die PubMed-Datenbank durchsucht. Es wurden Suchbegriffe auf Englisch und Deutsch verwendet, um relevante Artikel der letzten 5 Jahre zu finden. Unpassende Ergebnisse wurden anhand der Titel, Abstracts und des Volltextes herausgefiltert. Die ausgewählten Artikel wurden analysiert und die gewonnen Daten wurden zusammengefasst und gegenübergestellt.
Ergebnisse: Es wurden aus 260 Ergebnissen der primären Suchanfrage anhand der Titel 86 als potentiell relevante Ergebnisse weiter betrachtet. Nach weiteren Ausschlüssen gingen 19 Arbeiten in die Analyse ein. 4 beschäftigten sich mit einer ärztlichen/studentischen Perspektive, 3 mit einer Trans*-Perspektive und 11 untersuchen LGBT*-Patient:innen im Allgemeinen. Nur 1 Studie beschreibt die Versorgungssituation in Deutschland. Es zeigt sich eine Verunsicherung von LGBT*-Personen durch eine weit verbreitete cis-Heteronormativität im Gesundheitswesen und ein damit zwangsläufig verbundenes ‚Outing‘. Außerdem lässt sich die Notwendigkeit einer LGBT*-sensiblen Lehre ableiten.
Diskussion: Es fanden sich kaum Studien aus Deutschland und keine aus der Perspektive schwuler Männer und Hausärzt:innen in Deutschland. Daher werden wir diese Forschungslücke mittels zweier qualitativer Interviewstudien füllen.
Take Home Message für die Praxis: Es ist wichtig, jede Patient*in als Individuum wahrzunehmen und insbesondere die Existenz und prekäre Lage von LGBT*-Menschen in der Gesundheitsversorgung zu kennen und das eigene Handeln dementsprechend sensibilisierter und gerechter zu gestalten.